Philosophische Praxis
Veranstaltungen und Projekte

 

 

Lesungen

Herzliche Einladung an alle, die Freude am Denken und geistigen Austausch haben!

Märchenstunde auf dem Konkordienplatz: vom 1.-24.12.2023, täglich 17:00-ca.17:30 Uhr auf dem Konkordienplatz in Dresden

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Zeit: 1.–24.Dezember täglich 17:00 Uhr

Ort: Konkordienplatz (bei ganz schlechtem Wetter ganz in der Nähe, wird vor Ort bekannt gegeben)

Inspiriert von der Vielfalt an Menschen, Begegnungen und Büchern entstand die Idee, den Konkordienplatz in der Adventszeit mit Licht und weihnachtlichen Texten selbst zu Wort kommen zu lassen und mit BücherfreundInnen, LiebhaberInnen magischer Momente und den großen wie kleinen NachbarInnen allabendlich ein wenig zu verzaubern, indem wir diesen abends vom 1.-24.12.2023 täglich ab 17 Uhr für eine viertel bis halbe Stunde ins magische Licht einer Leselampe versetzen und für die kleinen und großen AnwohnerInnen und Passanten ein Märchen oder eine Geschichte zu Gehör und Herz bringen.

Der Programmkalender mit Vorlesewilligen aus der Nachbarschaft ist bereits gut gefüllt, die Texte sind vielfältig und machen neugierig. Weitere VorleserInnen sind herzlich willkommen, genauso wie zahlreiche vorweihnachtlich gestimmte große und kleine ZuhörerInnen.

Auch wenn die Lesungen wegen der Temperaturen nur 15–30 Minuten lang sein werden, kann es sich lohnen, ein Heißgetränk und vielleicht auch eine Sitzgelegenheit mitzubringen.

Findungs-/Vorbereitungstreffen zu den Lesungen 2023: Donnerstag, 28.9.2023, 18 Uhr im Verlag Text+Dialog (Konkordienstraße 40, 01127 Dresden)

Um uns alle einmal vorab zusammen zu finden und über Ideen, Wünsche und Visionen auszutauschen, möchte ich euch zu einem Findungstreffen am Donnerstag, 28.9.2023, 18 Uhr im Verlag Text+Dialog (Konkordienstraße 40, 01127 Dresden) einladen.

Ich freue mich auf euer Kommen!

Eine Anmeldung ist nicht notwendig. Sie sind aber herzlich zum Mitgestalten und Helfen eingeladen: Gerne können Sie dazu bei mir persönlich melden, aber auch einfach einmal spontan vorbeikommen: Rene.Kaufmann@text-dialog.de

2023 zum Programm und den einzelnen Terminen

1. Dezember: Gritt Scharr liest „Die Leihgabe“ von Wolf-Dietrich Schnurre.

2. Dezember: Katharina Schäfer liest aus „Pu der Bär“ das Kapitel „Känga und Klein-Ruh kommen in den Wald“.

3. Dezember: Heidi Geiler liest die "Geschichte von den drei Wünschen", begleitet vom Pieschener Küchenchor.

4. Dezember: Michael Merkel liest "Das Märchen vom Glück" von Erich Kästner.

5. Dezember: Bärbel Jansen liest „Bär ist krank!“ von Karma Wilson und Jane Chapman.

6. Dezember: Michael Zschech liest „CHANUKKA. Kleine Geschichten für große Leuchter“.

7. Dezember: Friederike Fischer liest aus „Weihnachten auf der Lindwurmfeste“ von Walter Moers.

8. Dezember: Elke Cichosch liest aus „Ladislaus und Annabella“ von James Krüss.

9. Dezember: Christine Ruby liest „Buchhandlung Bertl Hoffmann“ + „Mein erster Köpper im Sachsenbad“ aus ihrem Erzählband „Splitter“.

10. Dezember: Anja Schötzau liest aus „Bei der Feuerwehr wird der Kaffee kalt“ von Hannes Hüttner, musikalisch begleitet von der Pieschener Stadtkapelle

11. Dezember: Angela Finsterbusch liest die „Geschichte vom Schweinehirt“ und erzählt „Vom kleinen Troll, der nicht mehr böse sein wollte“.

12. Dezember: Antje Wildeboer liest „Zwischen Tick und Tack“.

13. Dezember: Franca Funke liest aus dem Bilderbuch „Ein großer Tag für Vater Martin“ von Leo Tolstoi.

14. Dezember: Christiane Zeidler liest „Lüttenweihnachten“ von Hans Fallada, „Geschichte eines Pfefferkuchenmannes“ von Paul Richter und „Drei kleine Sterne“ von Georg W. Pijet.

15. Dezember: Elke Cichosch liest „Der kleine Tannenbaum“ (Nacherzählung) von Gaby Goldsack.

16. Dezember: Panja Lange und Familie lesen aus „Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Pferd“ von Charlie Mackesy.

17. Dezember: Andreas Mittelstädt liest "Aschenbrödel", musikalisch begleitet von den Blautönen und Grüntönen.

18. Dezember: Stephan & Yvonne Kahle lesen eine Geschichte aus „Der kleine Nick“.

19. Dezember: Bettina Lehmann liest zwei Grimm‘sche Märchen: „Jorinde und Joringel“ und „Rumpelstilzchen“.

20. Dezember: Lisa M. Pellegrin & Michael Heuser lesen „Der Tannenbaum“ von Hans Christian Andersen und „Die Wohltat“ von Laura de Weck.

21. Dezember: Anja Schötzau liest „Hirsch Heinrich“ von Fred Rodrian.

22. Dezember: Benedicta Harzewski liest aus „Lotta kann fast alles“ von Astrid Lindgren.

23. Dezember: Konrad Schneider liest „Weihnachtsgeschichten aus dem Erzgebirge“.

24. Dezember: Christine Hinze liest „Das Fest“ von Felix Timmermanns und „Die schlaue Maus“ von Paul Maar.

Bei schlechtem Wetter wechseln wir vom Konkordienplatz in die gemütlicheren Räumlichkeiten des Verlags Text & Dialog (Konkordienstraße 40) oder anderer anliegender Lokalitäten - alles gleich am Konkordienplatz.
Wir informieren darüber jeweils vor Ort.
Es wird also keine Lesung ausfallen ...

Wir freuen uns auf Ihr Kommen!

Eine Anmeldung ist nicht notwendig. Sie sind aber herzlich zum Mitgestalten und Helfen eingeladen: Gerne können Sie dazu bei mir persönlich melden, aber auch einfach einmal spontan vorbeikommen: Rene.Kaufmann@text-dialog.de

2022 (zum Programm und den einzelnen Terminen)

1. Dezember: Eileen Körner liest Lori Evert „Ein wunderbarer Weihnachtswunsch“

2. Dezember: Maria Buchmüller liest ...

3. Dezember: Antje Wildeboer liest ...

4. Dezember: Salma Rolland liest aus Malies Scharff-Kniemeyer und Norbert Landa "Wo bist du, Weihnachtsmann?"…

5. Dezember: Michael Merkel liest Humoristische Weihnachtsgedichte

6. Dezember: Eileen Körner liest Tilde Michels, „Als die Großmutter mit dem Nikolaus sprach“

7. Dezember (im Kinder-Service "Jocus", Konkordienstraße 46, 01127 Dresden): Karolina Petrova liest „Der Elch - ein schwedisches Wunder“

8. Dezember: Bärbel Janssen liest Astrid Lindgren, "Weihnachten in Bullerbü"

9. Dezember: Christine Hinze liest Antonia Michaelis, „Der Schneekönig“

10. Dezember (im Verlag Text & Dialog, Konkordienstraße 40, 01127 Dresden): Jürgen Elger liest "Wie ich einen Weihnachtsbaum klaute"

11. Dezember (im Verlag Text & Dialog, Konkordienstraße 40, 01127 Dresden): Grit Scharr liest Hans Fallada, "Geschichte vom Mäusecken Wackelohr"

12. Dezember: Panja Lange liest…

13. Dezember: Ute Werner liest Georg Ruselers "Schlitten"

14. Dezember: Kati Bischoffsberger liest Elke Heidenreich „Am Südpol denkt man es ist heiß“

15. Dezember: Eileen Körner liest…

16. Dezember: Bärbel Janssen liest "An einem kalten Wintermorgen"

17. Dezember (im Kinder-Service "Jocus", Konkordienstraße 46, 01127 Dresden): Chistiane vom Jocus liest Erwin Moser, „Die Weihnachtsmäuse“

18. Dezember: Angela Finsterbusch liest "Wie die Farben in die Welt kamen"

19. Dezember: Antje Wildeboer liest "Eine Wintergeschichte"

20. Dezember: René Kaufmann liest Barbara Robinson, „Hilfe, die Herdmanns kommen“

21. Dezember: Panja Lange liest…

22. Dezember: Silke Schwarzenberg liest…

23. Dezember (im Kinder-Service "Jocus", Konkordienstraße 46, 01127 Dresden): Manuela Beßer liest Mauri Kunnas, "Wo der Weihnachtsmann wohnt"

24. Dezember (17-19 Uhr): René Kaufmann liest Juan Ramón Jiménez, „Platero und ich“, denkt "Es Gibt den Weihnachtsmann / Il y a le père noël" und lädt ein zum geselligen Ausklang im Verlag Text & Dialog am Konkordienplatz...

Bei schlechtem Wetter wechseln wir vom Konkordienplatz in die gemütlicheren Räumlichkeiten des Verlags Text & Dialog (Konkordienstraße 40) oder des Kinder-Service "Jocus" (Konkordienstraße 46) - alles gleich am Konkordienplatz.
Wir informieren darüber jeweils vor Ort.
Es wird also keine Lesung ausfallen ...

Wir freuen uns auf Ihr Kommen!

Eine Anmeldung ist nicht notwendig. Sie sind aber herzlich zum Mitgestalten und Helfen eingeladen: Gerne können Sie dazu bei mir persönlich melden, aber auch einfach einmal spontan vorbeikommen: Rene.Kaufmann@text-dialog.de

Philosophische Lesung am 15. August 2022 (19:00 bis ca. 21:00 Uhr): "Worüber schämt sich die Scham?" - Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz liest aus drei Werken...

(mehr Informationen)

Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, langjährige Lehrstuhlinhaberin für Religionsphilosophie an der TU Dresden, liest aus drei Werken:
- "Unerbittliches Licht. Edith Stein"
- "Verzeihung des Unverzeihlichen. Ausflüge in Landschaften der Schuld und der Vergebung"
- "Spielräume. Zwischen Natur, Kultur und Religion: der Mensch".

Ein Gespräch mit der Autorin wird sich anschließen.

Zeit: am 15. 8. 2022 (Montag) um 19 Uhr

Ort: im Verlag "Text & Dialog", Konkordienstr. 40, 01127 Dresden;
bei schönem Wetter auf dem Platz vor dem Verlag

Wir bemühen uns auch darum, die Lesung via Zoom für alle interessierten Auswärtigen zu übertragen und senden bei Interesse dann gerne die entsprechenden Zugangslinks via Email zu.

Herzliche Einladung an alle, die Freude am Denken und geistigen Austausch haben!

Wir freuen uns auf Ihr Kommen!

Sie können sich gerne anmelden, aber auch spontan kommen: Rene.Kaufmann@text-dialog.de

 

 

Wort & Bild

Phase Rot und viel Blau

Laudatio zur Pfingstausstellung „Phase Rot und viel Blau - Malerei/Grafik von Paul Zimmermann und Bettina Zimmermann auf Schloss Batzdorf"
am 13.5.2024 auf Schloss Batzdorf (Kapelle), 19:00-20:00 Uhr
Laudatio: René Kaufmann | Musik/Gitarre: Stefan Maass

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*Hier können Sie den Text der Laudatio herunterladen Laudatio: ©René Kaufmann (Text & Dialog), 2024
*Hier können Sie einen Audiomitschnitt der Laudatio herunterladen und nachhören. Laudatio: ©René Kaufmann (Text & Dialog), 2024 | Musik: © Stefan Maass, 2024

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Laudatio zur Pfingstausstellung „Phase Rot und viel Blau. Malerei / Grafik“, 13.5.2024, 19:00 Uhr, Laudatio: René Kaufmann | Musik: Stefan Maass, 2024, [ca. 30 Minuten]

=Musikalischer Einklang durch Stefan Maass=

1. Einleitung/Hinführung

Liebe Bettina, … vielen Dank für deine neuerliche Einladung auf Schloss Batzdorf und dazu, hier einige ein- und hinführende Worte zu sprechen zum Schönen, für das sich dieser zauberhafte Ort erneut öffnet. Lieber Stefan, vielen Dank für dein musikalisches Geleit dabei… Liebe Gäste, vielen Dank für Ihr Kommen und Ihre Aufmerksamkeit.
Die meisten von Ihnen haben die Anreise unternommen unter einem herrlich BLAUEN Himmel, über Felder und Wiesen in sattem Grün und vorbei an einem Meer leuchtender, langsam verblassender GELBER Rapsblüten… hierher, auf Schloss Batzdorf, in die dunklen Ockertöne seiner alten, dicken und warmen Sandsteinmauern, zu einer Ausstellung, bei der Sie die beiden anderen Grundfarben erwarten: eine Pfingstausstellung, welche die Gastgeberin und ausstellende Künstlerin, Bettina Zimmermann, mit „Phase Rot und viel Blau“ betitelte. Bettina Zimmermann hat diese Ausstellung organisiert und kuratiert, …und damit lenkt sie also gewissermaßen auch schon sehr entschieden unsere Blicke, indem sie auswählte und bestimmte, was sich uns heute wie zeigt…
Wir nehmen also Anteil an ihren damit verbundenen Intentionen, die wiederum nicht unwesentlich von ihren Bewegungen und Bestrebungen nach Positionierung und Vergewisserung, Selbstfindung und -bestimmung als Künstlerin wie als Tochter eines meisterhaften Künstlers getragen sind. Und so nehmen wir letztlich auch Anteil an einem sehr intimen Geschehen, dem Dialog zwischen Tochter und Vater, Paul und Bettina Zimmermann.
Bilder der beiden werden gezeigt, in einer Pfingstausstellung auf Schloss Batzdorf: die Bilder von Bettina v.a. hier in der Kapelle und eine sehr spezielle Auswahl an Bildern aus dem riesigen und facettenreichen Œuvre ihres Vaters drüben in der Ladengalerie. – Zusammen und doch getrennt, mit- und bei- und doch nicht nebeneinander sind ihre Bilder hier zu betrachten. Sie, liebe Gäste, müssen sich dazu bewegen, den Ort verlassen, vom einen zum anderen pilgern, um jeweils die Bilder des anderen Künstlers zu finden… einen Transfer, einen leiblichen Prozess, ein Wandern zwischen Bildwelten bewältigen.
Womit wir en passant, so glaube ich, auch schon einige wichtige Grundmotive dieser Ausstellung berührt haben: die einige Schlaglichter auf den Kontext und Hintergründe der Ausstellung geben. Ich schlage Ihnen, liebe Gäste, daher vor, die ausgestellten Bilder auch unter den folgenden Motiven zu beleuchten und zu lesen: Bewegung und Weggehen, Sich-Lösen, Befreien, Ausbrechen aus dem VorgeZeichneten, ins Fremde, Andere, um sich selbst und das Eigene zu finden.

2. Betrachtungen zu den beiden ausgestellten KünstlerInnen

2.1 Bettina Zimmermann

Die Initiatorin und Gastgeberin, Bettina Zimmermann, mit ihrem sehr persönlichen Bezug zum hiesigen Ort der Ausstellung, dessen Wiederaufbau und Belebung sie einen großen Teil ihrer Lebenszeit und Schaffenskraft widmete und widmet, zeigt diesmal keine Motive und Impressionen des Ortes hier. Sie präsentiert uns wohl erneut Bilder in farbigem Acryl von Landschaften, von der Natur, Blicke auf Horizonte mit dominantem Blau, Grün, Gelb und Braun, auf Wasser, Meer und Seen, und Himmel, auf grüne Berge, Hänge, Felder und Wiesen, und immer wieder auch auf Bäume, dunkel, stark, in Bewegung, gar im Tanz, auf satte, intensive und kontrastierende Farbkompositionen, graphisch betonte Flächen und Strukturen…
Doch es sind neue Werke: Bilder v.a. mit Landschaftsmotiven aus der Ferne, aus Norwegen, Cornwall (Südengland), Mecklenburg und Rügen. Sie sind, wie das dominante Blau, Ausdruck der Weite und Ferne, der Distanzierung und Entfernung, Lösung und Befreiung vom Arbeits- und Funktionsbereich hier auf Schloss Batzdorf einerseits, vom meisterhaften Vater und seinen Prägungen andererseits. Sie sind Ergebnis und Ausdruck der Weitung und einer Öffnung für Impulse von anderswoher, in der Fremde; für Abgrenzungen und Lösungen, sowohl für ein Wegvon… als auch für eine Befreiung für…: „Dort, wo man fremd hinkommt, ist man offener, als da, wo man funktionieren muss“, so die Künstlerin. Es sind Bilder, die von diesem Prozess zeugen und vom Mut der Künstlerin, auf- und abzubrechen, loszulassen, ja zu vergessen, alles zu vergessen (was zum Bisherigen, Prägenden und Halt Gebenden gehörte), um sich zu öffnen, um etwas Eigenes zu finden, um zurück(?)zufinden zum Eigenen, zur Kunst, zum eigenen Denken und Fühlen, zum eigenen Stil: „Damit das, was letztlich Kunst ausmacht, herauskann“, so die Künstlerin, damit „etwas fließt, was an Gefühl raus will“, damit „etwas mitschwingt“.

Das vermeintlich nur der Titelgebung geschuldete viele Blau (des Himmels, Meeres und der Seen auf ihren hier gezeigten Bildern), es erweist sich dadurch dann doch um einiges bedeutsamer und tiefer: Es entspricht dem starken, bestimmenden und befreienden Motiv, in Bewegung und Fluss, ins Fließen zu kommen.
Wir spüren diesen Willen zum eigenen Ausdruck in den pastösen, kraftvoll entschiedenen Spachtelungen der Kreidefelsen auf dem Küstenbild von Cornwall, im Schwung des zu den Klippen hinfließenden Grüns der Wiesen und der vom Wind zerzausten Gräser.
Vom Unterwegssein wie auch von der Spannung von Heimat und Fremde, vom Aufbruch aus und von der Sehnsucht nach Heimkehr ins Eigene zeugen auch ihre Landschaftsbilder auf Rügen.
Und ganz besonders intensiv formt dieses dynamische Motiv auch ihre Baumbilder auf Rügen: Rügen, „Blick in die Wipfel“: Ein Kreis vom Baumkronen greift, sich im Blick nach oben verjüngend, ineinander und erzeugt, wie im Blick durch ein Kaleidoskop, das Spektakel eines flackernden Spieles und Tanzes unendlich vielfältig gebrochener und sich spiegelnder Lichter und Farben.
Rügen, „Herbstwald“: Einem Reigen aus oszillierendem, rhythmischem warmen Licht scheinen sich auch die Ulmen hinzugeben, deren Äste wie Arme aus- und ineinandergreifen und im engen, geschlossenen Kreis geschwungener Vertikalen (aus verschmelzenden Variationen von Braun, Rot und Gelb) sich biegen, wiegen, um sich tanzend einer gemeinsamen Bewegung hinzugeben: Auf diesem Bild scheint alles in schwungvoller, mal sanfter, mal stürmischer Bewegung. Alles ist davon ergriffen und gibt sich dem kreisenden Tanz der Natur hin, … v.a. die Bäume, die ineinandergreifend diesen Energiefluss einander weitergeben, … was beim Betrachten, trotz der gewahrten Distanz, einen Sog und Strudel erzeugt.
Rügen, „Tanzbuchen“: Vor einem klar aufgeteilten, in Braun- und Grüntönen gehaltenen Hintergrund, in brauner, warmer mütterlicher Erde wurzelnd: kräftig dunkelbraune Ulmen, deren Baumstämme und Äste sich nicht gerade, starr und steif nach oben verjüngen, sondern sich biegen, beugen und krümmen, schwingend vor einem grünen Lebenshorizont in den Raum ausgreifen, ihn kreisend erkunden und umfassen, sich tanzend hingeben an seinen Rhythmus, mitschwingen mit seiner Melodie, die aufblitzt und flackert wie die hellen Spuren und Lichttexturen, die sich in und auf die pastösen Malschichten prägen.
Und als dominierender Farbton tritt es uns, dieses bewegende BLAU, dann mit voller Wucht auf den Landschaftsbildern entgegen:
- als von Licht berstender und sich wölbend-weitender und voll von gespannter Energie schier platzender Himmel (=> Hühnenhügel, Rügen),
- oder als in satten tiefdunklen oder türkishellen Tönen sich spiegelndes Blau im Wasser der Seen und des Meeres (=> „Bootsschuppen“ im mecklenburgischen Krakow am See // => „Bergsee“ Norwegen),
- Auf manchen Bildern scheint dieses bestimmende Himmels- und Meeresblau (von Baumgruppen am unteren Bildrand gesäumt und am Horizont ineinanderfließend) einen unendlichen, grenzenlos weiten Blick zu öffnen. (=> „Meeresblick“ am Königsstuhl, Rügen) Dieses Blau trägt und überträgt dann noch mehr als eine befreiende Weite. Sein sich öffnender Horizont drückt auch mehr als eine Sehnsucht nach Weite aus: Es taucht die ganze Landschaft in eine Stimmung spiritueller Transzendenz: Der Blick vom Ufer auf dieses von blauer Weite gestimmte Meer ist in seiner scheinbaren Begrenztheit schon über die Grenze hinaus: im Bezug auf eine unendliche Ferne, eingetaucht, motiviert und unterwegs zum Unerreichbaren, Ewigen, Göttlichen…

Der Aufbruch, das Weggehen aus dem Arbeits- und Funktionsbereich wie auch das notwendige sich Lösen von den väterlichen Prägungen und Einflüssen, der Mut zur Befreiung von Begrenzungen und all dem Vorgezeichneten befreit die Künstlerin zur Öffnung für das Eigene, für den eigenen künstlerischen Ausdruck in der Annahme, schöpferisch kreativen Verarbeitung und Weitergabe, an der sie uns hier und heute teilhaben lässt: im Blick auf diese Landschaften, in der gesuchten Beheimatung in der uns umgebenden, tragend nährenden Natur, in ihrer Bewegtheit, … … als schöpferische Vorgabe unseres schöpferischen Daseins, Annehmens, Gestaltens und Weitergebens.

=kurzes musikalisches Zwischenspiel durch Stefan Maass=

Himmel, Erde, Wasser und Licht – und diese Elemente eingetaucht in ein unendlich tiefes Türkisblau, … Mit dem auch auf den Einladungen abgedruckten Gemälde ist BZ ein Bild voller Spiritualität und mystischer Tiefe gelungen. – Es zeigt den Blick über den Eidsvatnet, einen Bergsee in Norwegen, der versteckt gelegen und nur mühsam erreichbar hinter dem Sognefjord, dem längsten und tiefsten Fjord Europas, liegt. – An seinem nordöstlichen Ende befindet sich das Dörfchen Skjolden: 1913 war hier ein seltsamer Wiener aufgetaucht, – ein verunsicherter, zutiefst zerrissener Mensch auf der Suche nach Stille, nach Ruhe, zur Einkehr und ungestörten Besinnung, zum Nachdenken über tiefste, fundamentale philosophische Fragen. – Ein Jahr später ließ er sich, abgeschieden vom Dorf, auf der gegenüberliegenden, nordöstlichen Seite des Sees, zu der kein Weg führte und die man daher nur mit dem Ruderboot den See überquerend erreichen konnte, auf einem Felsvorsprung, mehr als 30 Meter hoch über dem See gelegen und nur über einen gefährlichen unwegsamen Pfad entlang der Felskante erreichbar, eine Hütte bauen. – Hier in der unzugänglichen menschenleeren Einsamkeit, inmitten von Wäldern, schroffen Bergen und Felsgestein, unter dem offenen Himmel und im „stillen Ernst dieser wunderschönen Umgebung“, zu der er in den nächsten Jahren immer wieder zurückkehren würde, erschuf Ludwig Wittgenstein die Grundzüge für einige der für die Analytische Philosophie wohl wichtigsten, revolutionärsten und prägendsten philosophischen Werke, wie seinen Tractatus logico-philosophicus.

2.2 Paul Zimmermann

„Worüber man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“ Mit diesem Resümee beendete Ludwig Wittgenstein seinen Tractus. – Sein Werk ist nicht bebildert, … und doch würden die abstrakten Grafiken des Grafiker und Malers Paul Zimmermann, der 2017 im Alter von 96 Jahren in Leipzig starb, wohl recht gut zur nüchternen Klarheit, Formalität, Abstraktheit und zur revolutionären logisch-philosophischen Katharsis des Tractatus passen, aber auch zu seinem – bei aller ernsten Entschiedenheit – begrenzend öffnenden Schluss.
Zehn Bilder, Grafiken mit Ölkreide auf Karton (teilweise mit Kollagen) wählte die Tochter, Bettina Zimmermann, aus dem riesigen und facettenreichen Œuvre ihres Vaters aus und stellte sie unter das Motto „Phase Rot“. – Sie folgt damit den Vorgaben einer Ausstellung, die Lutz Jakobasch unter diesem Titel im Kunstforum Radio Lenck in Dresden vor ca. einem Jahr zusammen mit Bettina Zimmermann realisierte.
Sie zeigen ein von Rottönen beherrschtes Spektrum an grafischen Bildkompositionen, das von streng geometrisch-abstrakten Formen, Vierecken, klaren Parallelen und Geraden, bis zu floralen Anmutungen reicht: (1) Bestimmend scheint auf den ersten Blick das Abstrakte, Konstruktive: Bilder, die eine klar aufgebaute Ordnung und Struktur aufweisen und auf denen wir streng geomet-rischen, puristisch elementaren, klar abgegrenzten und so eindeutig bestimmten zwei-dimensionalen Formen und Flächen begegnen; v.a. farbigen Vierecken, die von strenger Geometrie, Linearität, Geradheit und Rechtwinkligkeit bestimmt werden. (2) Ergänzt wird dieses Spektrum an konstruktiv-formalen Bildern durch Kompositionen, auf denen diese geometrischen Figuren, Reihungen und Verschachtelungen in Bewegung und Fluss geraten: indem sie sich wölben und verengen, ein- und ausatmend pulsieren, schwingen und schlängeln. (3) Und schließlich finden sich sogar einige Bilder mit organischen Strukturen und geradezu floralen Anmutungen.
Das heißt: die wenigen hier ausgewählten Bilder selbst zeigen in ihrem Vergleich ein Spektrum, das von Klarheit und Starre, über eine gewisse meditativ pulsierende Stille, Konzentration und ansetzende Bewegtheit bis hin zu floraler Lebendigkeit reicht. – Sie verweisen so auf ein gestalterisches Moment, das diese scheinbar starre geometrische Fixierung dynamisch ergänzt oder gar aufsprengt.
Und sie ermuntern dazu, genau diese Dynamik auch in den scheinbar abstrakt-formal stillgestellten Bildern aufzusuchen und zu entdecken: Und tatsächlich, die Formen stehen teilweise sehr kompakt für sich, fest, fast starr gefügt, klar und deutlich voneinander abgegrenzt und zum Umgebenden kontrastierend. Doch zugleich stehen sie ineinander verschachtelt und in einem unerschöpflichen Netz an Bezügen. In ihren Reihungen und Variationen erscheinen sie wie Reflektionen und aufeinander antwortende Echos. Und gerade in den Abgrenzungen geben sie sich im begrenzenden Bezug aufeinander gegenseitig Form. In ihrer variierenden Reihung mischen sie sich und treten sie – sich in der spannungsvollen Nähe unterscheidend – doch in einen Dialog miteinander. – Diese spannungsvollen Bezüge zwischen den Flächen, Farben und Kontrasten lassen diese schweben. Sie erzeugen eine Lebendigkeit und lösen im Betrachtenden eine Bewegung während der Rezeption aus. Zugleich öffnet sich eine unendliche, schier unerschöpfliche Vielfalt an diesen ihren Bezügen untereinander, was die Vielstimmigkeit im Konzert dieser lebendigen Resonanzen nochmals potenziert. – Auch der genauere, zweite Blick auf die Gestaltung dieser Flächen selbst bestätigt diesen dynamischen Eindruck: die Wärme der Rot-Ocker getönten Flächen korrespondiert mit einer weichen, samtenen und zarten, fast fellartig-ziselierten Anmutung, die von der feinen Struktur und dynamischen Texturierung dieser Flächen durch die sich überlagernden Ölkreidestriche und -schwingungen herrührt. – Sowohl die Bilder untereinander als auch die Komposition der geometrischen Figuren in den einzelnen Bildern wie auch letztlich deren Gestaltung selbst, sie weisen also kontrapunktische, gegensätzliche, jedoch keineswegs widersprüchliche, sondern sich polar ergänzende Charakteristika auf, die bei eingehender Betrachtung dieser grafisch-kalligraphischen Abstraktionen eine Lebendigkeit, Bewegung, Tanz und Spiel erzeugen.
Dem aufmerksamen Blick auf die spannungsvollen und dynamischen Strukturschichtungen und -verschachtelungen enthüllen viele der Bilder zudem kalligraphische Elemente – geheimnisvolle Schriftzeichen und Botschaften – und verweisen damit auf einen chiffrierten, palimpsestartigen Subtext der Bilder von PZ, auf ein alphabetanisches Universum… Sie rühren damit an den schöpferischen Urgrund seiner lebenslangen künstlerischen Auseinandersetzung mit Kalligrafie und Typografie, Schrift- und Buchgestaltung, mit der Welt der Zeichen und seiner Bemühungen um ein zeichnerisches, malendes Schreiben, dem es nicht um Lesbarkeit ging, sondern um den Prozess des Schreibens selbst, um seine emotionale Erlebbarkeit und visuelle Erfahrbarkeit, um dessen Befreiung und um den freien künstlerischen Umgang und Ausdruck dieser befreit-befreienden Bewegung des Schreibens.
Seine Bilder entstanden und entstehen in geistiger Konzentration, in Stille und Ruhe, in meditativer Versenkung, Öffnung und gereinigter Bewusstheit dieses Prozesses. Sie sind optisch fixierte Mitteilungen, deren Inhalt nur diese „fixierte Bewegung“ selbst ist. Sie sind Resultat und Ausdruck eines meditativen Tanzes von Schrift und Malerei und tragen in sich noch den individuellen Schwung, den Fluss und die Energie, die Schönheit und Zartheit, die Dynamik, den Rhythmus und die Musikalität, den ganzen einzigartigen, uneinholbaren Kairos der schreibenden Hand.
Sie sind Verkörperungen dieses zutiefst individuellen Aktes und seines persönlichen Ductus, dabei jedoch kalligraphisch komprimiert auf Elementares, Universales, gereinigt zum ästhetischen Gebilde und künstlerisch transformiert in eine Abstraktion zum SchriftBild und SinnZeichen, das in seiner abstrakten Absolutheit dennoch auch jene besondernde Individualität umfasst und weiter trägt und das beim schöpferischen Bilden und Erfahren, d.h. in der performativen Vergegenwärtigung dieses Prozesses an die magischen Dimensionen dieses Vollzuges rührt.

3. Zusammenführung, Grundthemen + Ausklang

„Worüber man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen“ – Sie erinnern sich…? –, so beschloss Ludwig Wittgenstein seinen Tractatus. – Sein Bemühen um eine logische Bereinigung der philosophischen Rede vom logisch Unsinnigen und daher Unaussprechlichen zieht eine Grenze: Das, was materiale Bedingung der Möglichkeit philosophischen Denkens und Sprechens ist, kann selbst nicht mehr angemessener Gegenstand dieses Sprechens und Denkens sein. Es übersteigt, transzendiert als transzendentale Möglichkeitsbedingung die Grenzen des sinnvoll Sagbaren.
Aber: Was und wie, wenn man nicht schweigen kann …, angerührt, angesichts und von diesem UnSagbaren, … von dieser Transzendenz, vom Vorausliegenden, Gründenden, Umfassenden, beständig Irritierenden und Befremdenden und so zum Ausdruck und Aufbruch ins lebendige Eigene Drängenden? Was, wenn vielleicht gerade erst dann und dort ein Horizont wesentlicher Fragen, tiefster Fragwürdigkeit und notwendigsten Ausdrucks erreicht wird? – Es rührt nicht von ungefähr, dass hier die Künste Medien bereitstellen für einen kreativen Ausdruck des philosophisch, logisch diskursiv nicht mehr Sagbaren, aber dennoch Wesentlichen.

***

„Der Sinnenrausch ist zur Liebe, was der Schlaf zum Leben“, so Novalis, festgehalten u.a. auf einer kleinen Stele, nicht unweit von hier am Totenhäuschen… Mehr als nur vordergründig scheint sich Novalis hier von den die reine Liebe rauschhaft übermächtigenden Sinnesfreuden zu distanzieren: Zugleich kann er doch die unaufhebbar polare Bezogenheit der beiden (Sinnenfreuden-Liebe, Schlaf-Leben, Heimat-Fremde…) nicht ignorieren.
Wir sind als Menschen in einer ganz besonderen, herausfordernden Weise mit diesen polaren Gegensätzen konfrontiert. - Prinzipiell und abstrakt gesprochen: Sie bestimmen als universale Grundstrukturen des Lebens auch uns, … in allem, was wir selbst, individuell, lebendig konkret vollziehen, erfassen, erfahren und gestalten: sowohl im Betrachten einer Landschaft als auch im Vollzug des Schreibens, auf jeden unserer Aufbrüche aus der Heimat in die Fremde, aus und zum Eigenen… Stets gilt es dabei, im lebendigen Fluss, in der tänzerischen Bewegung zwischen den Polen des Lebens und damit in ihrer Spannung zu bleiben. - Und das heißt dann auch: dem gefährlichen Reiz der vereinseitigenden Extreme (der überspannten Pole für sich) wie auch der Versuchung einer stillstehenden, verweilenden Mitte zwischen ihnen zu widerstehen…

Ich danke Ihnen, liebe Gäste, für Ihre Aufmerksamkeit, wünsche Ihnen viel Freude beim beschwingten Betrachten, beim irritierenden Nachvollzug und Eintauchen in die farbenfrohen, lebendig pulsierenden Bilderwelten und bei der wandernden Teilhabe am Neben-, Mit-, Gegen- und Füreinander der lebendigen, mehr als nur roten und blauen Impulse, am Dialog von und zwischen Tochter und Vater Zimmermann…

=Musikalischer Ausklang durch Stefan Maass=

© René Kaufmann (Text & Dialog), 2024

Sichtweisen 9

Laudatio zur Sommerausstellung „Sichtweisen 9“
- Plein air 2023 der Künstlergruppe Batzdorf
am 27.8.2023 auf Schloss Batzdorf (Kapelle), 18:00-19:00 Uhr
Laudatio: René Kaufmann | Musik: Scotty Böttcher

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*Hier können Sie den Text der Laudatio herunterladen
*Hier können Sie einen Audiomitschnitt der Laudatio herunterladen und nachhören.

mehr Informationen

Vor ca. 2 Monaten, Mitte Juni 2023, vom Mittwoch, dem 14., bis Mittwoch, dem 21. Juni, kamen die fünf Mitglieder der Batzdorfer Künstlergruppe (Sylvia Ibach, Maria Mednikova, Bettina Zimmermann, Peter Pit Müller und Andre Uhlig) für eine Woche zum nunmehr bereits 9. Mal aus Dresden und Radebeul hier auf Schloss Batzdorf zusammen, um hier gemeinsam en plein air zu arbeiten und zu leben.
Und nun präsentieren uns die KünstlerInnen hier in den Räumen des Schlosses die Ergebnisse dieser gemeinsamen Schaffens- und Lebenszeit in Batzdorf. – Doch was ist das, was sie uns zeigen, aus-stellen…, was sich Ihnen, liebe Gäste, hier zeigt, offen-bart…?
Es sind Ergebnisse ihres Schaffens, Spuren von Ereignissen, des Sich-Öffnens, des Wahr-, Auf- und Annehmens und des Wiedergebens vom Schönen draußen in der Natur, des unter freiem Himmel (en plein air) Vorgefundenen und Empfundenen…
Es wurde dem Plein air dieses Jahr keine Thematik vorgegeben und es waren auch keine externen Gäste eingeladen: unbestimmter, freier und unbedingter konnten sich die KünstlerInnen daher auf ihr Schaffen einlassen.
Batzdorf, dieser magische Ort, und sieben intensive Tage im Juni, diese Zeit: sie stifteten die Spielräume und den Horizont für eine Gemeinschaftlichkeit der fünf KünstlerInnen und das spannungsvoll lebendige, natürliche Spiel von Individuum und Gemeinschaft: Im solidarischen Mit- und Füreinander wie auch in freier, individueller Unabhängigkeit widmeten sie sich ihrem kreativ-gelassenen Inter-esse: dem Dienst am Schönen. – Verbunden über diesen Dienst, dem An-Spruch der Inspirationen ver-antwortend, öffnete sich jeder Künstler und jede Künstlerin auf ihre ganz eigene Weise, fand zur eigenen Handschrift, die nun schon zum 9. Mal von diesen zutiefst individuellen, einzigartigen wie unvertretbaren Sichtweisen zeugt.
Die ausgewählten Zeichnungen und Malereien, mit Kohle, Tusche, Wasserfarben, Acryl und Öl, nehmen Motive des Schlosses und seines Kontextes auf, aus dem Dorf, der umgebenden Landschaft und Natur: Bäume, Wiesen, Blumen, den Himmel, Wege, Horizonte…

Zum 9. Mal fand sich also diese Künstlergruppe hier auf Schloss Batzdorf ein: Diese Woche, dieser gemeinsame „Zeit-Raum“, markiert dabei bereits einen festen Ort im Terminkalender der KünstlerInnen wie des sie beherbergenden Schlosses. – Das jährliche Batzdorfer Plein air stellt also schon eine gewisse Tradition dar. Es steht für Dauer, Wiederholung und Kontinuität. Es formt und gestaltet als fester Termin den Kreislauf des Jahres und gibt ihm Rhythmus: den KünstlerInnen, dem Schloss, seinen Besuchern – inspiriert und angepasst an den beständigen Kreislauf der Natur und an die elementaren Strukturen und Rhythmen des Lebens.
Der Ort, das Schloss Batzdorf und seine Umgebung, stehen selbst mit ihrer Dauer für diese Beständigkeit: Der Ort ist geprägt und erfüllt von Geschichte und Erschütterungen, vom Aufbau und Wachstum, auch vom Verlassen und Verfall sowie von einer glücklichen Renaissance von Barock und Romantik: ein romantisches Refugium, das in der Wendezeit und den darauffolgenden Jahren zu neuem Leben erweckt wurde und das sich zu einer Heimat für mußevolle Begegnungen der Künste, insbesondere von Theater, Musik und bildender Kunst, entfaltet hat. – Der Ort, sein auch in den dicken, alten, mächtigen Mauern handgreifliches und spürbares Überdauern, bürgt insofern für Festigkeit und Unerschütterlichkeit, Stabilität und Verlässlichkeit, Stetigkeit und lebendig pulsierende Kontinuität.
Auf dem Hang des Rehbocktals, ab-seitig, abseits des rastlosen wie nüchternen Getriebes der Welt bietet dieser magische Ort den Musen eine gastliche Herberge: offeriert er Aus-Sichten und Tal-Blicke, Höhe-Punkte …
Die KünstlerInnen verlassen dazu ihren Alltag, dessen Un-Ruhe, Rast-losigkeit und geschäftige Hektik und die Sorgen und Besorgungen angesichts der Erfordernisse der täglichen Daseinsnot, … Sie gehen auf Distanz und Ab-Stand zu diesen Bedrängnissen und Notwendigkeiten, Abhängigkeiten, Anfragen und Getriebenheiten, Widrigkeiten und Ver-Wirrungen, …
Für sieben flüchtige wie intensive Tage ver-lassen die KünstlerInnen diese infernalische Welt, … lassen sie los und lassen sich ein, … sie halten inne, werden still und absichtslos vor den Dingen, die und wie sie sich von sich aus zeigen, … sie warten geduldig und öffnen sich der unmittelbaren Inspiration vor Ort, in der Natur, in der Schau für das, was sich zeigt, …was, wer, wie sich von selbst zeigt und geschieht.
Sie ver-lassen, lassen los und lassen ab, um sich einzulassen … auf das Sein-lassen, … auf das Sein des Schönen, das sich gratis, umsonst, im verschwenderischen Überfluss verschenkt.
Mit innerer Freiheit und in Treue zur eigenen künstlerischen Grundentscheidung, achtsam schauend, das Erscheinende ernst-nehmend, öffnen sie sich für das, was sich ihnen im Hier und Jetzt zeigt, …was die Gegenwart schenkt, … sind sie empfindsam, auf- und annahmebereit für das Geschenk lebendiger Gegenwärtigkeit: für das Präsent des Präsenten, ...das sich verschenkt, wenn sie sich Zeit nehmen, um ihm Zeit zu geben, damit es sich aus seiner Verborgenheit lichtend ereignen kann.
Sie öffnen sich für dessen Vor-Gaben: schauend, erfassend, empfindend, nachspürend, auf- und annehmend... Indem sie diesen dann ihrerseits im kreativen Schaffen einen, ihren eigenen künstlerischen Ausdruck verleihen, legen sie von ihm Zeugnis ab, … geben sie das Angenommene wieder und weiter, …wird das Nehmen zum Geben und das Geben zum Nehmen, …ereignet sich spielerisch und frei, trunken und berauschend, bezaubernd und begeisternd der unendliche Gabenkreis des Schönen, der Kunst und Natur, in dem sich das Leben dankbar umschlingt.

Bettina Zimmermann: Die Initiatorin, Gastgeberin und Schlossherrin, Bettina Zimmermann, mit ihrem sehr persönlichen Bezug zum Schloss, dessen Wiederaufbau und Belebung sie einen großen Teil ihrer Lebenszeit und Schaffenskraft widmete und widmet, zeigt Stillleben, Details, Ausschnitte und Ansichten aus dem Garten, in Natur und Landschaft, vom Feld- und Wegesrand, … v.a. Blumen: in stark kontrastierenden Farbkompositionen, mit dominantem Blau, Gelb, Grün und Rot…
So zum Beispiel beim dunkelgrünen, satten Blättergewoge ihrer „Mohnwiese“, über dem eine prachtvolle Fülle an vollen wie fragilen roten Mohn- und blauen Kornblüten schwebt. Oder bei ihrer „Blühenden Weinraute“: Bei der sich vor dem Hintergrund eines dunklen, tiefen, nächtlichen Blaus die blühende Weinraute als ein Spiel zarter, vorsichtiger hingeworfener grüner und gelber Tupfer abhebt. Die Gelb- und Grüntöne oszillieren zwischen intensiver Sattheit und hellem, lichtem Leuchten. Ein paar wenige schwarze Linien geben der Raute fast unmerklich Gestalt und strukturierenden Halt, … so wie fast ebenso unmerklich das spannungsvolle Wechselspiel von Grün und Gelb durch ein paar fast unsichtbare rote und weiße Spuren die Spannung zum blauen Hintergrund aufrecht hält.
Beim „Lavendel“ finden wir wieder das Wechselspiel von Blau und Gelb, wobei diesmal das Lavendelblau – auf hellen, trockenen Stängeln in dunkler, brauner Erde und getragen vom schattigen Grün – in den Vordergrund des goldgelb leuchtenden Horizontes sonniger Felder und Wiesen im gleißenden Licht eines hitzigen Sommertages tritt.
– Die blauen Lavendelblüten leuchten weiß auf ihrer dem goldenen Licht zugewandten Seite und duften dunkelblau auf ihren diesem abgewandten, schattigen Seiten. – Ein zartes, transparentes Grün umschwirrt seine Blüten und Halme. – Eine horizontale Aufteilung in vier, gelb, blau, grün und braun gehaltene Flächen wird verbunden und gehalten von einem Fächer vertikaler Linien.
Wunderschön, zauberhaft und magisch lädt uns der Anblick eines Ausschnitts ihrer „Märchenwiese“ zu einem Stelldichein auf einer sommernächtlichen Wiese ein. – Hell leuchten darin die Feuer einiger (in rosa, violett und warmen Rot gehaltenen) Mohnblüten vor einer tiefen, dunkelblauen Sommernacht. – Da und dort meint man gar die „Blaue Blume“ der Romantiker hervortreten und Gestalt annehmen zu sehen… – Ein geheimnisvolles goldenes Leuchten in der Tiefe strömt und ergießt sich in ein reines weißes Quellen am und im Grund…
Ergänzt wird diese farbige Gestaltung durch die plastische Konturierung der pastösen Farbschichten: eingekämmte parallele Linien, die bisweilen von einer einzelnen Linie mittig gekreuzt werden, … sie insinuieren das fasrige Geflecht von Blattwerk. … Fast möchte man in dieser magischen dunkelblauen Nacht, zwischen diesen leuchtenden Inseln von Rot und Gold das nächtliche Konzert der Grillen vernehmen. … Fast möchte man im Bild, einem Palimpsest gleich, sogar Buchstaben und Textzeilen entdecken: das Lauschen der nächtlichen Flora und Fauna, die wispernden Spuren des märchenhaften „Es war einmal…“ zwischen all den Gräsern und Blüten…

Silvia Ibach: Ein Fächer hingehauchter dunkel- und blassblauer vertikaler Linien, zarte, weiche Gräser, weich schwingend, … ausfächernd – ein paar wenige Lichtpunkte im träumenden Blau reflektieren ein zweites warmes, goldenes Zentrum, … ein sich lichtendes, sich zaghaft öffnendes Geheimnis „Am Waldrand“…, und alles wie auf einer Fläche aus Glas, Eis oder dahinfließend auf einem morgendlichen Nebel, dem sanften Glanz der sich im Wasser spiegelnden Sonne …
Unglaublich behutsam, sanft und zart, wie hingehaucht, zeigen sich die sommerlichen Impressionen in den Aquarellen von Silvia Ibach. – Sparsam, … mehr andeutend und eher hinweisend, ja vor allem weglassend und verschweigend und gerade so unsere Fantasie einladend, fließen, rinnen kaum greifbare, fragile, flüchtige Eindrücke, Empfindungen und Gefühle im verschwimmenden spielerischen Ineinander transparent lichter wässriger Farben. So scheinen die dominanten Vertikalen des Löwenmäulchens in ihrem „In the Sommertime“ oder die zarten weißen Blütenblätter auf nächtlich schattigem, kühlem Dunkelblau und -grün im „Rosenbild“ auf Vertrautes und Schönes hinzuweisen, mehr noch aber auf Geheimnisvolles und Stilles, das erst als solch Verschwiegenes, abwesend Anwesendes seinen kraftvollen Zauber entfalten kann.

Maria Mednikova: Die „Welt im Licht“ öffnet uns Maria Mednikova auf ihren Bildern. – Leidenschaftlich, entschlossen und entschieden, kraftvoll und satt, pastös aufgetragene Farben strahlen wie Lichtspiele. Es leuchtet, glüht, ja brennt auf ihren Bildern. Die farbigen Lichter schillern, vibrieren und geben so einen intensiven Eindruck von Details und Landschaftsimpressionen, wie den von Bäumen flankierten Wegen und Alleen:
So zum Beispiel in den pastellfarbenen Blau-, Rosa- und Ockertönen der Wolkenformationen über ihrem „Weg zum Schloss“, deren Formen und Strukturen sich spielerisch wiederholen, dabei variieren und im Farbwechsel zu dunklerem Blau, das mit gelben, grünen und braunen Flächen kontrastiert, sich an die Konturen der Kronen jener Bäume anschmiegen, die den von Rosa zu Rotbraun wechselnden Weg zum Schloss an seiner rechten Seite säumen, und dabei unmerklich in diese übergehen.
Ein spektakuläres Feuerwerk an leuchtendem Licht zeigt sich auch dem Betrachter ihrer „Bäume im Morgenlicht“: Variationen von Hellblau, Preußischblau und Schwarz, von Gelb und Orange, Rosa und Violett, hellem und dunklen Grün, ja überhaupt von hellen und dunklen, kalten und warmen Farben, von Tag und Nacht prägen auch diesen Weg, … der den hoffnungsvollen Blick des Betrachters zum Horizont im rosa Licht der Morgensonne führt, …plötzlich abbricht, um einen Haken zu schlagen und nach links abzubiegen. Im Vordergrund die „Blaue Blume“ der Romantiker(?) oder ein Baum im hellen Blau vor einer in goldenes Morgenlicht getauchten Wiese. Helle Lichttupfer auf den Bäumen, anfänglich als leuchtendes gelbes Gold vor hellem, morgendlich frischem Blau, laden sich mit wärmenden Rot auf den dunkleren Stämmen auf, bis hin in den schwarzen Schatten der hinteren Bäume, die noch voller satter, dunkler, schwarzer Nacht sind.
Lebendig, fröhlich und voller Zuversicht erstrahlen auch ihre leuchtend gelben „Ranken“ im warmen Tageslicht; dunkler, geheimnisvoller, nächtiger der blutige Mohn, der sich als leuchtendes Rot und Violett von dunklem Grün abhebt und mit unfassbar tiefen, nächtlichen, satt glänzenden Dunkelblau des „Rittersporns“ kontrastiert, … was eine magische Stimmung voller Wunder schafft.

Peter Pit Müller: Peter Pit Müllers Bilder widmen sich dieses Jahr vor allem Landschaften und lassen den Betrachter in ein Bad von Grün eintauchen. Versöhnlicher, weil ebenso ins lebendige Grün getaucht, zeigt sich diesmal bei ihm auf dem Blick „Ins Ungewisse“ auch der alte, knorrig-struppige, bisweilen schon mehr tot als lebendig wirkende und doch so standhaft-widerständige, willensstarke Kirschbaum am Feldweg zum Totenhäuschen, … ein Motiv, das der Künstler alljährlich aufgreift.
In vielen seiner Bilder finden wir auch deutliche Spuren des in der Plein air-Woche bestimmenden Wetters: grüne Bäume, Wiesen, Büsche, in glänzendes Gold getauchte Gräser und Feldhaine, vor einem gewittrigen Sommerhimmel voller energiegeladener Wolkenberge. „En plein air“ meint ja auch das Malen im Freien, draußen, in der Natur, unter freiem Himmel, bei Wind, Wetter und den besonderen damit verbundenen Lichtkonstellationen. Und das Wetter im Juni war sonnig und gewittrig, bewölkt und schwül, mit plötzlichen starken Gewittern, Regengüssen und Temperaturstürzen: Das sorgte einerseits für intensive, einzigartige Lichtverhältnisse, zwang die KünstlerInnen aber teilweise auch in die Schlossinnenräume.
Diese, der gewittrigen Stimmung verdankten Lichtbedingungen zeigen sich nun auch in einigen Landschaftsbildern von Peter Pit Müller (aber auch von Andre Uhlig): Starke Hell-Dunkel-Kontraste in den Wolken sorgen für eine besondere Beleuchtung der Landschaft, indem sie Schatten und Spotlights auf diese werfen. So kontrastieren dann Landschaftspartien im gedämpften Dunkel und in eher gräulicheren Farbtönen mit Partien, die hell angeleuchtet in einem ganz besonderen Glanz und scharf konturiert herausgestellt werden, entzündet und feurig entflammt aufleuchten, … unglaublich intensiv, … fast unwirklich, wie ein verzaubertes letztes Aufleuchten und schon nicht mehr ganz von dieser Welt.
Ein solches Lichtspiel findet sich auf dem Bild mit dem Talblick ins „Weite Land“: Den größten Teil des Bildes nehmen der Himmel und der spektakuläre Kampf gewaltiger gewittriger, energiegeladener Wolkenformationen ein, hinter denen noch die Sonne ungestüm und brausend pulsiert und aus deren hellen Rändern und narbigen Rissen sie nochmals ihre glänzend gleißende Weiße schleudert. Dies alles taucht das Tal in ein ahnungsvolles Dunkel, das wie geduckt die erste krachende Entladung erwartet und einen scharfen, spannungsvollen Kontrast zu den in hellstem Gelb im Vordergrund leuchtenden Gräsern aufbaut.

Andre Uhlig: Schnell, sicher und kraftvoll erfassen der Blick und der Kohlestift sowie der mit Herzblut, sandigen Erden und Kaffee getränkte Pinsel Andre Uhligs die Strukturen eines Motivs: Landschaften, Felder und Feldwege, Gebäudeensembles und Architektur.
Die intensiven satten Farben, Kontraste und Strukturen seiner Bilder – Mischtechniken auf Leinwand, Papier und Karton –, sie vermitteln einen tiefen, lebendigen Eindruck der Energie, Lebendigkeit und Dynamik in der Landschaft und zeigen die tiefe Sensitivität dieses Künstlers, der so offen, ungeschützt und responsiv für all die Kraft, Dynamik und Energie des ihm in der Natur Begegnenden ist: Er lässt sich davon leidenschaftlich berühren und anstoßen. Und es gelingt ihm, diesen intensiven Eindrücken ebenso energisch und lebendig Ausdruck zu geben.
Dabei sind seine Bilder und kraftvollen Zeichnungen oft geprägt von einer aus dem Gleichgewicht gestoßenen, aus dem Lot und aus der künstlichen Geradheit kippenden, schwingend-schwankenden horizontalen und vertikalen Linienführung: Das vermittelt einen dynamischen Eindruck und eine Lebendigkeit. Es versetzt das Aufgenommene und Dargestellte in Bewegung und Fluss: kein Stillstand, keine Ruhe, kein Innehalten, sondern ein Fortgerissen-Werden … – so wie wohl auch der Künstler selbst nicht innehalten kann, sondern angerufen, angetrieben, gepeitscht und fortgerissen wird zum leidenschaftlichen, be-gierigen Aufnehmen und unglaublich produktiven künstlerischen Ausdruck, zum kraftvoll explosiven und schier überfließenden Umsetzen all der Eindrücke, die mit solcher Intensität und Kraft auf ihn treffen, hier in der Natur, draußen in der Landschaft, en plein air…
All dies finden Sie zum Beispiel im „Wolkenmeer I“ wieder, das einen Wiesenhang mit Bäumen am Horizont vor einem Gewitterhimmel und einen Blick ins Elbtal zeigt: Auch hier gewaltige Gewitterwolken und spektakuläre Lichteffekte, … vom stürmischen Wind gepeitschte und aus ihrer Vertikale gebeugte Bäume sowie vom Wind durchpflügte Wiesen und Gräser, … und inmitten dieser stürmischen Böen hoch oben Vögel, … die sich in ihrem Auf und Ab dem Tanz dieser elementaren Kräfte hingeben…

„Die Tore des Himmels und der Hölle sind nicht verschlossen. Die Tore der Hölle werden von Innen zugehalten … und die des Himmels, des Paradieses, des Gartens, der Natur…, von außen“, so sagt es ein kluges Wort.
Schloss Batzdorf hat seine Tore und Pforten für Sie weit geöffnet, …für ein pulsierendes Ein- und Ausatmen, …für ein verschwenderisches Geben, Nehmen und Weiterschenken des Schönen. – Seine Tore sind nicht verschlossen. Sie bieten Einlass. – Öffnen wir unsere Augen, Sinne und Herzen! – Treten Sie ein, lassen Sie sich ein und lassen Sie sich beschenken vom begeisternden Spiel und Reigen der sommerlichen Farben, Impressionen, Strukturen, Flächen und Gestalten. – Lassen Sie sich ein…!

© René Kaufmann, 2023

 

 

Pandemisches
Bedenken

Pandemiebedingt verlagern wir die Philosophischen Treffen (der Arbeitsgemeinschaft für Religionsphilosophie Dresden) ins Virtuelle und laden Sie seit 2021 zum gemeinsamen Philosophieren via ZOOM ein.
In der Regel gibt es ein paar kurze Impulsvorträge, auf die jeweils Diskussionen und der gemeinsame Austausch sowie gegenfalls die Lektüre und Interpretationen der Referenztexte folgen.
Das Programm ist prinzipiell offen und Sie sind ganz herzlich zur Mitwirkung und Mitgestaltung eingeladen: Bringen Sie sich bitte gern mit eigenen Beiträgen (Gedanken, Fragen und Projekten, Terminen, Buch- und Veranstaltungstipps…) ein.
Zu den Impulsvorträgen werden wir i.d.R. Referenztexte sammeln und vorher mitteilen, ggf. auch in Auszügen als PDF zum Download oder Emailversand er- und bereitstellen.
Die Veranstaltung ist offen (wenn auch auf max. 100 TeilnehmerInnen begrenzt): Sehr gerne können Sie also auch weitere Interessenten einladen und virtuell mitbringen.
Anmelden können Sie sich bei mir per E-Mail unter: rene.kaufmann(at)text-dialog.de.
Wir freuen uns darauf, Sie (vorerst nur im virtuellen Raum) begrüßen zu können.

nächstes Treffen am 4. Juni 2022
(19:00 bis ca. 21:00 Uhr):
Politische Gefühle: Hass (und Liebe)

(mehr Informationen)

Programm

  • 19:00-19:05 Uhr: Begrüßung
  • 19:10-20:00 Uhr: Politische Gefühle: Hass (und Liebe) (Lesung und gemeinsame Diskussion zu klassischen und aktuellen Texten)
    *Themen und Leitfragen(1) „Hass und Gesellschaft“: Rückkehr einer elementaren Gewalt? – Demokratie und legitimer Hass? … // (2) „Hass und Philosophie?“ // (3) Erste Annäherungen an das Phänomen
    *Texte: (1.) Ernst Lissauer, „Haßgesang gegen England“, in: Worte in der Zeit, Flugblätter, Göttingen/Berlin. // (2.) André Glucksmann, Hass. Die Rückkehr einer elementaren Gewalt, München/Wien 2005, S. 7-10. // (3.) Felix Stephan, „Wir haben lang genug geliebt“, in: Süddeutsche Zeitung, 29.8.2019. // (4.) Jens Balzer, „Ein Kommentar“, in Deutschlandfunk vom 31.10.2019. // (5.) Dominique-Marcel Kosack, „Vertrautes Verkennen. Über den Hass und die Zumutung seiner Alternative“, in: Barbara Zehnpfennig (Hg.), Kann Philosophie Hass erklären?, Dresden 2022, S. 15-28.
  • 21:00-21:30ff Uhr: Ausblick und offener Ausklang

Teilnahme

Die Veranstaltung ist offen (wenn auch auf max. 100 TeilnehmerInnen begrenzt): Sehr gerne könnt Ihr also auch weitere Interessenten einladen und virtuell mitbringen.

Wir würden uns freuen, Sie unserer Runde begrüßen zu k&oml;nnen.

Bitte senden Sie uns dazu eine kurze Anmeldung via E M A I L an rene.kaufmann(at)text-dialog.de.

Sie erhalten danach die Zugangsdaten und eventuelle Referenztexte und Materialien bereitsgestellt,

vorhergehende Termine und Themen

2.4.2022

Programm

<
  • 19:00-19:05 Uhr: Begrüßung
  • 19:10-20:00 Uhr: Politische Gefühle: Hass (und Liebe) (Lesung und gemeinsame Diskussion zu klassischen und aktuellen Texten)
  • 21:00-21:30ff Uhr: Ausblick und offener Ausklang

31.10.2021

Programm

  • Daniel Zöllner, „Die kulturellen Wurzeln Europas" (Lektüre und gemeinsame Diskussion)

4.6.2021

Programm

  • Ass.-Prof. Dr. Lic. Christian Rößner, „Von einer reinen Mystik in der Religion. Kant zwischen Kritik der Mystik und Mystik der Kritik“ (Lektüre und gemeinsame Diskussion)

30.4.2021

Programm

  • Dr. Alexander Berg, "Wittgensteins Übersichtliche Darstellung und Hegels Spekulative Philosophie" (Lektüre und gemeinsame Diskussion)

26.3.2021

Programm

  • Dr. Lasma Pirktina, "Topologie. Grundlegung des Denkens des Ereignisses" (Lesung und gemeinsame Diskussion)
  • Friedrich Hausen: Postmoderne und Neuer Realismus

19.2.2021

Programm

  • René Kaufmann: Corona und Gesellschaft – Kulturkritische Perspektiven mit Korad Paul Liessmann („Die gekränkte Gesellschaft“) und „Byung-Chul Han („Palliativgesellschaft und der Imperativ des Überlebens“)
  • Sophia Kattelmann: Markus Gabriel, Warum es die Welt nicht gibt?

28.1.2021

Programm

  • Prof. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz: Giorgio Agamben, Gaia und Chthonia. Die Erde der Lebenden und der Toten
  • Andreas Martin: Corona – nur ein Name?
  • Friedrich Hausen: Philosophie und Ästhetik der Teilhabe
  • Alexandra Grüttner-Wilke: Kurzgeschichte zum Thema fehlende Sterbebegleitung in Krankenhäusern im Rahmen von Corona

 

 

Heimat & Erinnerung

Stadtteilbroschüre + Das historische Foto + Weihnachtskalender für Pieschen + Pieschener Stadtteilkalender

Mit einer Stadtteilbroschüre, dem wechselnden historischen Foto und dem Weihnachtskalender zum Jahresabschluss wollen wir mediale Angebote zu einem regionalen Verständnis von Heimat machen. Diese können den alten und neuen Stadtteil-BewohnerInnen dabei helfen, hier im Stadtteil hei-misch(er) zu werden.

Informationen zum Projekt

(mehr Informationen)

Da die innere Verwurzelung in der lokalen Geschichte und Kultur auch einen Aspekt von Heimat darstellt, möchte das Projekt auf entspannte, nicht ab- oder ausgrenzende, vielmehr zur Integration ein-ladende wie inkludierende Art Angebote offerieren, um ein Stück weit gemeinschaftliche Identität zu ermöglichen und Nachbarschaft als auch über die geteilte historischen Vorgaben erfahrbares Miteinander zu entdecken.
Das Projekt stellt sich damit den Herausforderungen eines gemeinsam gelebten Miteinanders in und unter Wahrung der Vielfalt und Individualität der einzelnen Akteure. So wie es ebenfalls auf die manifesten Bedürfnisse nach Ver-Ortung reagiert, angesichts von unsere Lebenswelten massiv verändernden, oft krisenhaft erlebten Phänomenen, wie Globalisierung, Mobilitätsdruck, Migration, Urbanisierung, Anonymisierungen, Individualitäts- und Identitätsverlusten, Digitalisierung …
Auf diese Krisenerfahrungen wird oft mit einem verstärktem Verlangen nach regionaler Verbundenheit reagiert: Wir wollen einen kleinen Beitrag dazu leisten, ein solches Gefühl lokaler Verbundenheit mit dem Stadtteil zu etablieren.
Die Impulse zur historischen Vergegenwärtigung des Lokalen, seiner Herkunft, des oft noch zu entdeckenden Erbes und seiner Veränderungen können bewusst machen, dass sich auch hier vor Ort die gesellschaftlichen Verhältnisse über Jahrhunderte hinweg immer wieder im Wandel befunden haben.
Mittels der wechselnden Ausstellung eines „Historischen Fotos“ (mitsamt informativen Begleittexten), der Historischen Stadtteilbroschüre und dem Historischen Weihnachtskalender soll die Geschichte des Stadtteils dokumentiert werden, um diese den alten und neuen AnwohnerInnen nahe zu bringen, darüber zu informieren und diese dazu einzuladen, sie etwas näher, ja tiefer kennenzulernen. Der eigene Stadtteil als ein Aspekt von Heimat kann so besser verstanden werden, damit auch seine Ursprünge und die Herkunft des Gegenwärtigen. Das Projekt versteht sich als Einladung an die Stadtteil-BewohnerInnen, eine Tiefen-Dimension unserer gemeinsamen Lebens zu entdecken – als uns umfassendes, tragendes, übersteigendes wie herausforderndes historische Erbe und Reichtum, die uns aufgegeben sind und die es stets neu zu entdecken und weiterzugeben gilt.

Historisches Foto

(mehr Informationen)

Beginnend Ende Oktober/Anfang November 2021 wird mindestens 1-mal monatlich ein historisches Foto mit einem erläuternden Begleittext auf einem Plakat (in Din A2-Größe) am Konkordienplatz präsentiert: Der Verlag Text & Dialog (Konkordienstraße 40) stellt hierfür eine Freifläche auf der Fensterfront zur Verfügung.
Das Projekt ist vorerst bis Dezember 2021 terminiert: Wir planen, es auch darüber hinaus fortzuführen.

1. Foto ("Moritz von Sachsen und Neudorf...")

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hier können Sie das Historische Foto herunterladen

2. Foto ("Die Konkordienstraße")

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hier können Sie das Historische Foto herunterladen

3. Foto ("Erinnerungen an die Fähre im Pieschener Winkel" (Teil 1)

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3. Foto ("Erinnerungen an die Fähre im Pieschener Winkel" (Teil 2)

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hier können Sie das Historische Foto herunterladen

Pieschener Weihnachtskalender

Pieschener Weihnachtskalender 2021

Vor 65 Jahren starb der 75-jährige Fotograf Max Nowak, aus dessen beeindruckendem Œuvre wir eine undatierte historische Aufnahme vom winterlichen Pieschener Hafen (1925/1945) für den Pieschener Weihnachtskalender 2021 gewählt haben.
Max Nowak (1881-1956) war Fotograf und dabei ein wirklicher „Licht-Bildner“, dessen gefühlvolle und atmosphärische Aufnahmen zur stillen Betrachtung der feinen, fragilen und doch so mächtigen Werte der heimatlichen Natur einladen und noch heute ein tiefes Erleben von Heimat vermitteln.
Unser Pieschener Weihnachtskalender wird in der Stadtteilbibliothek Pieschen präsentiert. Hinter seinen Türchen ist täglich ein Kunstwerk unserer jüngsten Stadtteil-BewohnerInnen zu bewundern.
Der Kalender ist Bestandteil des vom Stadtteilfond Pieschen Süd/Mickten geförderten Projektes „Heimat + Erinnerung“, mit dem – neben einer wechselnden Ausstellung eines „Historischen Fotos“ (inkl. eines informativen Begleittextes) und einer Stadtteilbroschüre – mediale Angebote zu einem regionalen Verständnis von Heimat gemacht und historisches Wissen über den Stadtteil vermittelt werden: Der eigene Stadtteil als ein Aspekt von Heimat kann so besser verstanden werden, damit auch seine Ursprünge und die Herkunft des Gegenwärtigen.
Niedrigschwellig, verantwortungsvoll und doch auch bisweilen mit einer Prise Humor, soll damit die Geschichte des Stadtteils dokumentiert werden, um diese den AnwohnerInnen nahe zu bringen, darüber zu informieren und diese dazu einzuladen, sie etwas näher, ja tiefer kennenzulernen und so auch eine Tiefen-Dimension unserer gemeinsamen Lebens zu entdecken – als uns umfassendes, tragendes, übersteigendes wie herausforderndes historisches Erbe und Reichtum, die uns aufgegeben sind und die es stets neu zu entdecken und weiterzugeben gilt. Alteingesessene und neue BewohnerInnen können dabei einerseits ganz neue, bislang übersehene historische Facetten ihrer lokalen Umgebung bewusst(er) wahrnehmen sowie andererseits vielleicht dadurch auch im Stadtteil ein wenig heimisch(er) werden. Und zuletzt könnte dabei auch die Bereitschaft wachsen, sich in diesen einzubringen und sich für diesen zu engagieren.
Mit dem Weihnachtskalender wollen wir dabei den Bogen der Adressaten bis hin zu unseren jüngsten Stadtteil-BewohnerInnen schlagen: BibliotheksbesucherInnen, vorrangig Kinder, und Kindertageseinrichtungen sowie Tagesmütter und -väter des Stadtteils wurden und werden aktiv eingebunden – sowohl bei der Nutzung (tägliches Fensteröffnen) als auch bei der Erstellung (Bildermalen).
Satz und Layout sowie die Organisation, Bildauswahl und Umsetzung des Kalenders leistete René Kaufmann von Text & Dialog Dresden (www.text-dialog.de) – auf Basis der vielen tollen Beiträge von Kindern aus lokalen Kitas sowie des durch die Deutsche Fotothek bereitgestellten Fotos von Max Nowak. Wir greifen damit auch einen Impuls von Jürgen Naumann auf, der vor einem knappen Jahrzehnt einige Adventskalender umsetzte.
Wir bedanken uns bei Jürgen Naumann für den Hinweis auf die abgebrochene und nun neu zu belebende Pieschener Tradition, bei Tini und Tomy für ihre fröhliche, kreative und selbstlose Hilfe, bei der Projektförderung aus dem Stadtteilfond Pieschen Süd/Mickten durch den Pro Pieschen e.V., für die Zusammenarbeit mit der Deutschen Fotothek und der Bibliothek Pieschen sowie bei den mitwirkenden Kitas („Bim Bam Bino“, „Leuchtturm“, „Outlaw“, „Sonnenschein“, „Lommatzscher Straße“ und „An der Elbaue“), vor allem aber bei den kleinen KünstlerInnen für ihre fantastischen Bilder.
Wir hoffen, der Kalender findet euer Gefallen, und wünschen allen Stadtteil-BewohnerInnen viel Freude damit und einen friedlichen Advent(us).

Pieschener Weihnachtskalender 2022

Vor 49 Jahren starb der fast achtzigjährige Dresdner Maler Carl Arthur Krauss (1893–1973), aus dessen beeindruckendem malerischem Oeuvre wir ein Gemälde vom Pieschener Hafen ausgewählt haben.
Es wurde wahrscheinlich vor 1931 gemalt und zeigt den damaligen Blick von Pieschen aus, über den Hafen hinweg auf die Dresdner Altstadt: Im Hintergrund sind deren Wahrzeichen wie z.B. die Frauenkirche, die Brühlsche Terrasse, Schloss- und Kreuzkirche, das Schloss und die Oper gut zu erkennen.

Carl Arthur Krauss war Kunst-, Bildnis- und Landschaftsmaler in Dresden. Zu seinem Freundeskreis zählten so prominente künstlerische Zeitgenossen wie Otto Dix, Oskar Kokoschka, Otto Griebel, Hans und Lea Grundig sowie Ernst Ludwig Kirchner.
Er war Vertreter der alten Dresdner Schule, präsentierte sich u.a. 1922 mit einer ersten Ausstellung im Sächsischen Kunstverein und bewahrte sich in seinem künstlerischen Schaffen, bevorzugt in Öl oder Aquarell, eine große Nähe zu Naturalismus und Spätromantik. Seine gefühlvollen und atmosphärischen Bilder von Landschaften, Blumen oder kleineren Objekten des Alltags laden zur stillen Betrachtung der feinen, fragilen und doch so mächtigen Werte der heimatlichen Natur und zur Erfahrung des Schönen auch im Kleinsten und Alltäglichen ein und können so noch heute ein tiefes Erleben von Heimat vermitteln.
In der Dresdner Bombennacht im Februar 1945 brannten seine beiden Ateliers sowie seine Wohnung in der Winckelmannstraße 7 aus, wobei mit ca. 500 Bildern fast sein gesamtes künstlerisches Oeuvre den Flammen zum Opfer fiel.

Bereits der Pieschener Weihnachtskalender 2021 stieß auf ein sehr reges Interesse, und alle Beteiligten und NutzerInnen, wie die Bibliothek, ihre Besucher und die beteiligten Kitas wünschten sich sehr eine Fortsetzung dieses Projektes.
Mit dem Weihnachtskalender zum Jahresabschluss wird also ein im letzten Jahr erfolgreich initiiertes Projekt fortgesetzt und mediale Angebote zu einem regionalen Verständnis von Heimat gemacht. Dies kann den alten und neuen Stadtteil-BewohnerInnen dabei helfen, hier im Stadtteil heimisch(er) zu werden.
Da die innere Verwurzelung in der lokalen Geschichte und Kultur auch einen Aspekt von Heimat darstellt, möchte das Projekt auf entspannte, nicht ab- oder ausgrenzende, vielmehr zur Integration einladende wie inkludierende Art Angebote offerieren, um ein Stück weit gemeinschaftliche Identität zu ermöglichen und Nachbarschaft auch über die geteilten historischen Vorgaben als erfahrbares Miteinander zu entdecken.
Mit dem Weihnachtskalender wollen wir dabei den Bogen der Adressaten bis hin zu unseren jüngsten Stadtteil-BewohnerInnen schlagen: BibliotheksbesucherInnen, vorrangig Kinder, und Kindertageseinrichtungen des Stadtteils wurden und werden aktiv eingebunden – sowohl bei der Nutzung (tgl. Fensteröffnen) als auch bei der Erstellung (Bildermalen). Hinter jedem Türchen unseres Kalenders wird daher täglich ein Kunstwerk unserer jüngsten Stadtteil-BewohnerInnen zu bewundern sein.

Organisation, Bildauswahl und Umsetzung des Kalenders leistete René Kaufmann von Text & Dialog Dresden (www.text-dialog.de) – auf Basis der vielen tollen Beiträge von Kindern aus lokalen Kitas sowie der durch die Deutsche Fotothek bereitgestellten Aufnahme des Gemäldes von Arthur Krauss. Satz und Layout erstellte Frau Hristina Patcheva.
Wir bedanken uns bei Tini, Tomy und Uta für ihre fröhliche, kreative und selbstlose Hilfe, bei der Projektförderung aus dem Stadtteilfond Pieschen Süd/Mickten durch den Pro Pieschen e.V., für die Zusammenarbeit mit der Deutschen Fotothek und der Bibliothek Pieschen sowie bei den mitwirkenden Kitas (KiTa „Bim Bam Bino“, KiTa „Buddelflink“, Kinderhaus „Sonnenschein“, KiTa Lommatzscher Straße, KiTa Outlaw und die Evangelische Kindertagesstätte Dresden-Pieschen „Himmelsblau“), vor allem aber bei den kleinen KünstlerInnen für ihre fantastischen Bilder.
Wir hoffen, der Kalender findet euer Gefallen, und wir wünschen allen Stadtteil-BewohnerInnen viel Freude damit und in der Zeit des Advent(u)s nach und angesichts all den rastlosen Herausforderungen auch Raum für Stille, zum Innehalten und fürs Wesentliche, lösend Zu-Künftige...

Pieschener Weihnachtskalender 2023

Der Graureiher steht knietief im kalten Fluss. Im Dezember liegt über der Landschaft ein nebliger Schleier. Stundenlang wartet der schlanke Vogel wie erstarrt auf das Schillern einer Forelle unter der Wasseroberfläche. Mit einem Fisch im Schnabel macht er sich bereit zum Abflug und schwingt los. Unter den Weiden im Schlamm hat die Kröte alles beobachtet und macht sich erleichtert davon.
Eigentlich ist es schon längst Zeit für die Tiere des Pieschener Ufers, ihre Winterhöhlen aufzusuchen. Wer nicht Winterschlaf hält, muss Nahrung suchen. Der Eisvogel jagt die noch aktiven Insekten über dem Wasserspiegel. Krähen ziehen in wechselnden Formationen über den Himmel, ihre Streitrufe vermischen sich mit dem Kreischen der Möwen. Wer bekommt den besten Platz am Elbestrand? Ein Stockwerk tiefer mummeln sich die Nager langsam in ihren Erdhöhlen ein und lagern Vorräte an Bucheckern und Eicheln. Dieses Jahr ist ein Mastjahr! Es gibt reichlich Früchte für alle Tiere. Der Winter ist eigentlich die harte Zeit für Flora und Fauna, alle müssen ihre Kräfte sparen, um die Kälte gut zu überstehen. Den Hagebutten aber kann selbst der strengste Frost nichts anhaben. Die kleinen vitaminreichen Beeren leuchten rot im Schnee.
Der tägliche Weg in die Ateliers und Werkstätten der Hochschule für Bildende Künste führt die beiden in Pieschen lebenden Künstlerinnen entlang der Elbe. Sie ist Lebensader der Stadt und dicht bevölkerter Lebensraum. Das diesjährige Kalendermotiv will diesem Lebensraum Aufmerksamkeit schenken und an dessen Fragilität und Schönheit erinnern.
Die Radierung ist ein künstlerisches Tiefdruckverfahren mit langer Tradition. Für den Weihnachtskalender wurden verschiedene Techniken angewandt. Bei der sogenannten Vernis Mous (Weichgrundätzung) wird die vorbereitete, angewärmte Zinkplatte mit einem weichen, klebrigen Lack überzogen. Ein auf diese Lackschicht gelegtes Papier wird nun bezeichnet. So wird das Bild indirekt auf die Druckplatte übertragen und anschließend im Säurebad geätzt. Weitere Verfahren, die genutzt wurden, sind die Aquatinta (eine flächige Tuschätzung zum Modellieren von Graustufen), die Reservage (für die Schriftzüge und Ziffern) und die klassische Kaltnadel (das unmittelbare Einritzen der Zeichnung mittels einer Stahlnadel). In der druckgraphischen Werkstatt wurde die Platte mit Hilfe der Expertise des Werkstattleiters Dietmar Günther schlussendlich gedruckt.

Die Pieschener Weihnachtskalender 2021 & 2022 stießen auf ein sehr reges Interesse – alle Beteiligten und NutzerInnen, wie die Bibliothek, ihre Besucher sowie die beteiligten Kitas wünschten sich eine Fortsetzung dieses Projektes. Mit dem Weihnachtskalender zum Jahresabschluss 2023 wird also ein in den letzten Jahr erfolgreich initiiertes Projekt fortgesetzt und mediale Angebote zu einem regionalen Verständnis von Heimat gemacht. Dies kann den alten und neuen Stadtteil-BewohnerInnen dabei helfen, hier im Stadtteil heimisch(er) zu werden. Da die innere Verwurzelung in den lokalen historischen, kulturellen und natürlichen Vorgaben auch einen Aspekt von Heimat darstellt, möchte das Projekt auf entspannte, nicht ab- oder ausgrenzende, vielmehr zur Integration einladende wie inkludierende Art Angebote offerieren, um ein Stück weit gemeinschaftliche Identität zu ermöglichen und Nachbarschaft auch über die geteilten lokalen Vorgaben als erfahrbares Miteinander zu entdecken.
Mit dem Weihnachtskalender wollen wir dabei den Bogen der Adressaten bis hin zu unseren jüngsten Stadtteil-BewohnerInnen schlagen: BibliotheksbesucherInnen, vorrangig Kinder, und Kindertageseinrichtungen des Stadtteils wurden und werden aktiv eingebunden – sowohl bei der Nutzung (tägliches Fensteröffnen) als auch bei der Erstellung (Bildermalen). Hinter jedem Türchen unseres Kalenders wird daher täglich ein Kunstwerk unserer jüngsten Stadtteil-BewohnerInnen zu bewundern sein.
Satz und Layout sowie Organisation, Bildauswahl und Umsetzung des Kalenders leistete René Kaufmann von Text & Dialog Dresden (www.text-dialog.de) – auf Basis der vielen tollen Beiträge von Kindern aus lokalen Kitas sowie des durch Mariá Sánchez Expósito & Nike Nannt (von der Käferklause) erstellten Druckes.
Wir bedanken uns bei Bärbel, Tini und Tomy für ihre fröhliche, kreative und selbstlose Hilfe, bei der Projektförderung aus dem Stadtteilfond Pieschen Süd/Mickten durch den Pro Pieschen e.V., für die Zusammenarbeit mit der Bibliothek Pieschen sowie bei den mitwirkenden Kitas (KiTa „Pfiffikus“, Kinderhaus „Sonnenschein“, KiTa Lommatzscher Straße, KiTa Outlaw und die Evangelische Kindertagesstätte Dresden-Pieschen „Himmelsblau“) und dem Hort der 144. Grundschule, vor allem aber bei den kleinen KünstlerInnen für ihre fantastischen Bilder.
Wir hoffen, der Kalender findet euer Gefallen, und wir wünschen allen Stadtteil-BewohnerInnen viel Freude damit und in der Zeit des Advent(u)s nach und angesichts all den rastlosen Herausforderungen auch Raum für Stille, zum Innehalten und fürs Wesentliche, lösend Zu-Künftige...

Pieschener Stadtteilkalender 2026

Ihr habt ein paar tolle Fotos und Textideen für den Pieschener Stadtteilkalender?
Dann einfach her damit! Fotografiert, schreibt und reicht ein, was euch an Buntem, Lebendigem und Vielfältigem in Pieschen vor die Linse kommt & aus der Feder fließt.
Wir möchten die Vielfalt eurer Perspektiven auf unseren Stadtteil zusammentragen und so auch gemeinsam und kreativ erleben, wie uns unsere „Vielfalt in Pieschen verbindet“.

(mehr Informationen)

Ihr habt ein paar tolle Fotos und Textideen für den Pieschener Stadtteilkalender?
Dann einfach her damit! Fotografiert, schreibt und reicht ein, was euch an Buntem, Lebendigem und Vielfältigem in Pieschen vor die Linse kommt & aus der Feder fließt.

Wir möchten die Vielfalt eurer Perspektiven auf unseren Stadtteil zusammentragen und so auch gemeinsam und kreativ erleben, wie uns unsere „Vielfalt in Pieschen verbindet“.

Wir freuen uns über eure Einsendungen bis zum 31.03.2025. Sendet eure Aufnahmen & Texte (max. 10 je Person) bitte an info@pieschenerkalender.de

Eure eingereichten Bilder werden wir dann zu Sankt Pieschen 2025 ausstellen und online unter www.pieschenerkalender.de präsentieren.

Die BesucherInnen der öffentlichen Ausstellung haben dann vor Ort die Möglichkeit, alles zu entdecken und ihre Favoriten zu markieren.

Aus dem Ergebnissen dieses Votings werden wir dann einen bunten Kalenderstrauß mit euren zwölf Impressionen zum Motto „Pieschener Vielfalt verbindet“ binden und unseren Pieschener Stadtteilkalender für das Jahr 2026 gestalten.
Dieser wird dann gegen Ende 2025 kostenfrei beim Stadtteilfonds Pieschen zu erhalten sein.

Weitere Details und Informationen findet ihr unter www.pieschenerkalender.de

Historische Stadtteilbroschüre

(mehr Informationen)

Die Stadtteilbroschüre soll ca. 132 Seiten umfassen, in einem Din A4-Format und farbig auf Bilderdruckpapier gedruckt werden. Die Auflagenhöhe soll (300-)500 Exemplare betragen. Die Publikation wird ca. 20 Beiträge zu je 5 Seiten umfassen: Jeder dieser Beiträge wird neben einem Textteil ca. 2-4 historische Fotos beinhalten. Die Publikation soll Interessierten kostenfrei an diversen Standorten im Stadtteil angeboten werden (Büro von Pro Pieschen, Bücherei, Rathaus, weitere örtliche öffentliche Anlaufstellen) und interessierten BürgerInnen und TeilnehmerInnen von (historischen) Spaziergängen durch den Stadtteil zur Verfügung gestellt werden. Zudem sollen die Broschüre, Plakate und Beiträge über Social Media u.a. online einer breiteren Öffentlichkeit bereitgestellt werden.

Stausänderung (1.12.2021): Leider können wir durch den unerwarteten Rückzug eines Mitwirkenden die Broschüre nicht mehr dieses Jahr realisieren: Wir planen einen neuen Anlauf in 2022.

Friedrich Hausen und René Kaufmann

 

 

NachbarschaftsBrunch

Die gastfreundliche Einladung des Nachbarn, als des – bei aller Nähe – letztlich doch auch uneinholbar fremden Anderen, diese großzügige Geste an den Gast, an der eigenen Tafel Platz zu nehmen, ist mehr als eine bloße, leere Geste: Sie speist sich aus dem Wissen um das unbegreiflich einzigartige und nie gänzlich angemessen zu erwidernde Geschenk des Lebens, das sie be- und verantwortet. Im Kern lädt sie ein zum gemeinsamen fröhlichen Genuss der durch uns Menschen niemals eigenmächtig herstellbaren Vorgaben, aus denen heraus wir alle – bei allem Fleiß ehrlich gestaltender Arbeit – letztlich unverdient leben. Das dankbar antwortende Bewusstsein um dieses unser Beschenktsein, es befreit uns und macht uns fähig zur Teilhabe an diesem generös verschwenderischen, spielerischen Reigen des Lebens: Es erlaubt uns, uns am Unvorstellbaren zu versuchen, am unmöglich Einfachen, aus dem die Kinder noch unschuldig unwissend heraus leben und zu dem die Alten zurückkehren: Mensch unter Menschen zu sein und als so unverdient großzügig Beschenkte, unsere Talente und Begabungen nicht zurück-, sondern in fröhlicher Dankbarkeit an den und die anderen weiterzugeben.
Nur im Teilen mit dem Fremden, nur in der riskanten Geste solch zuvorkommenden, höflichen Respekts gegenüber dem Anderen, dem Fremden als Menschen, wird das grundlegende Gewebe unseres Miteinanders initiativ und prinzipiell geknüpft.

Weitere Einladungen dazu sind übrigens bereits ausgesprochen: Im Kalender können Sie sich daher gerne schon einmal die zwei geplanten Nachbarschaftsbrunchs jeweils am Sonntag, dem 18. August sowie 29. September 2024, vormerken wie auch den musikalischen Wochenausklang vorm Trafohaus am kommenden Freitag, 17.5.2024, 15-17 Uhr.

Nachbarschaftsbrunch auf dem Konkordienplatz am 5. Mai 2024

Belebende Vielfalt und eine Schule des Lebens:
musikalischer Wochenausklang auf der Terrasse vorm Trafohaus & Nachbarschaftsbrunch auf dem Konkordienplatz (3. & 5. Mai 2024)

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Bunt und lebendig, beschwingt und heiter, so verzaubert zeigte sich der Konkordienplatz rund um das alte Trafohäuschen am ersten Wochenende im Mai. Trotz kleiner Regenschauer öffneten sich Horizonte fürs nachbarschaftliche Zusammenkommen, welche den großen und kleinen Anwohnenden zwanglos leichte Spielräume zum einander Kennlernen und miteinander Reden boten.

Bereits zum Wochenausklang, am Freitagnachmittag (3.5.2024) als viele Anwohnende auf der sonnigen Terrasse vor dem Trafohaus für eine Auszeit platznahmen, plauderten und in einer heiter beschwingten, musikalisch untermalten Atmosphäre von den Herausforderungen des Alltags losließen. Am Sonntag kamen erneut viele Nachbarinnen und Nachbarn zusammen, um –musikalisch ganz zauberhaft durch die Pieschener Stadtkapelle umrahmt – auf dem herausgeputzten Konkordienplatz beim Nachbarschaftsbrunch miteinander Speis und Trank zu teilen und dabei ganz zwanglos mit den Nachbar*innen ins Gespräch zu kommen und sich kennenzulernen.

Gewärmt von den Erinnerungen an den letzten Nachbarschaftsbrunch im sonnigen Oktober 2023 und den zauberhaften Adventslesungen setzten die Concordist*innen um Angela Finsterbusch, Peter Bienwald und René Kaufmann im Frühjahr Setzlinge für neue Pläne: Diese gingen auf und dann auch für sie ganz überraschend ihre eigene Lebenswege, zogen dabei neue Themen und interessierte Mitwirkende an. Was dazu führte, dass sich der Nachbarschaftsbrunch diesmal sogar ein eigenes wichtiges Motto, „Starke Senioren, Senioren stärken!“, gab.

Unter der Schirmherrschaft der Beauftragten für Senioren und Menschen mit Behinderung, Manuela Scharf, die in ihrem Ressort mit dem Projekt „Sorgende Gemeinschaften“ explizit die Herausforderungen nachbarschaftlicher Vernetzung und Unterstützung angeht, waren viele weitere interessante Gäste zum Brunch eingeladen, die ihre Angebote zur Unterstützung und Stärkung unserer Seniorinnen und Senioren im Stadtteil präsentierten: so unter anderem die Fahrbibliothek mit ihrem umfangreichen Angebot wie speziellen Auslagen für Senioren mit Demenz; der Lebenshilfe e.V., welcher gemeinsam mit der interessierte Nachbarschaft das Augenmerk auf Hürden und Barrieren im Stadtteil lenkte und zusammen mit Frau Häußler vom Sozialen Dienst zu Stadtteilrundgängen einlud. Auf diesen konnte per pedes unser Stadtteil erkundet und mit einer Sofortbildkamera des Lebenshilfe Vereins Fotos von jenen Orten gemacht werden, wo noch deutliche Inklusionsbedarfe bestehen und Bürger*innen mit Behinderung die Teilhabe noch erschwert wird. Der Verein Generationengemeinschaft Dresden Nord war ebenfalls mit einem eigenen Informationspavillon und vielen engagierten Mitgliedern zugegen und informierte über seine Arbeit sowie mögliche Hilfestellungen. Zudem sorgte er mit seinem tollen Quiz für spannende Unterhaltung während des Brunchs. Die Stadtteilvereine Pro Pieschen e.V. und In Gruna Leben e.V. (mit dem Nachbarschaftskreis und dem Akazienhof) informierten ebenfalls über ihre Arbeit und Projekte und luden zu einem regem Austausch ein. Und last but not least informierte das Netzwerk für Seniorenarbeit in Pieschen über seine umfangreichen Hilfsangebote: Zu diesem Netzwerk gehören der Soziale Dienst für Seniorinnen und Senioren der Landeshauptstadt Dresden, das Seniorenbegegnungs- und Beratungszentrum IMPULS des DRK, das Seniorenbegegnungs- und Beratungszentrum der Volkssolidarität, der Malteser Hilfsdienst (Besuchsdienst und Hospizarbeit), die Seniorenberaterin der Laurentiuskirchgemeinde, die Sozialarbeiterin der Sächsischen Wohnungsgenossenschaft und der Pflegedienst Friedrich. Akteurinnen des Lebenswurzel e.V. stellte die Solidarische Landwirtschaft (SoLawi) vor und brachten köstlich-gesunde Produkte zum Verkosten mit.

Dieser einzigartige bunte Fächer an vielfältigen Angeboten lockte zahlreiche Anwohnende zum gemütlichen Sonntagsbrunch. Unter die Besucher*innen unseres vom Stadtteilfonds Pieschen und Mickten geförderten Stadtteilprojektes mischten sich auch die Schirmherrin der Veranstaltung, die Beauftragte für Senioren und Menschen mit Behinderung, Frau Manuela Scharf, sowie Dresdens Sozialbürgermeisterin Frau Dr. Kristin Kaufmann, aber auch frisch gewählte Stadtteilbeirätinnen und -beiräte, wie Franziska Donath, Änne Stange und Frank Mario Banitz. Die Informationsstände wurden intensiv genutzt. Die mobile Bibliothek konnte viele neue Nutzer*innen registrieren. Ihre Vorlesenden begeisterten viele junge Hörende, welche meist mit einem Schwung vielversprechender Bücher unterm Arm die Fahrbibliothek verließen. Des Öfteren wurden an diesem Sonntag Eltern mit ihren Kindern gesehen, die sich fröhlich und beseelt gleich auf dem Konkordienplatz gemeinsam ins Lesevergnügen stürzten. Der Konkordienplatz war nicht nur gut gefüllt mit den vielen Anwohnenden und Interessierten, sondern präsentiert prall gefüllte Tafeln, voll mit den mitgebrachten Köstlichkeiten sowie überzogen mit einem Teppich aus herrlichen Düften, heiterem Geplauder, Melodien und Gesang. Sogar das Wetter blieb gnädig und sah von den prognostizierten größeren Gewittern und Wolkenbrüchen ab. Vielmehr läutete schließlich ein herrlicher Sommerregen am Nachmittag sanft das Ende der Veranstaltung ein und ließ die noch immer zahlreichen Gäste erst recht noch ein wenig enger und heiterer unter den zahlreichen Pavillons und Schirmen zusammenrücken.

An beiden Tagen war der Konkordienplatz wieder einmal ganz verzaubert und belebt und bot den Anwohnenden vielleicht ein wenig befremdliche, jedoch keineswegs verstörende Abwechslungen vom Gewöhnlichen, durch spannende neue Perspektiven aufs Gewohnte. Er zeigte andere Gesichter und offenbarte dabei einiges von den in ihm schlummernden Potentialen und alternativen Nutzungen. – Nun ruht er wieder, im frischen saftigen Grün, sauber und in stiller Heiterkeit, unser Konkordienplatz – dessen Name sich wohl auf „Concordia“ („Eintracht“) und historische Ereignisse im 16. Jahrhundert rund um die Beilegung konfessioneller, innerlutherischer Streitigkeiten bezieht.

Ich glaube, ein weiteres Gesicht, das dieser zentrale öffentliche Platz in Pieschen so ganz unerwartet, zwanglos entspannt und en passant zeigte, war das einer Schule des Lebens: Ich durfte in den Begegnungen auf diesem Platz und in den Gesprächen mit den anwesenden starken und weisen Seniorinnen und Senioren erfahren, wie essentiell das scheinbar Banale war und ist, das wir miteinander leben und teilen: Einerseits öffnete der Konkordienplatz uns, seinen Anwohnenden, Spielräume des (An-)Erkennens, Akzeptierens und Respektierens und lud zur gelebten „Eintracht“ und zur Integration unserer nachbarschaftlichen kulturellen, sozialen wie ökonomischen Vielfalt ein. Ganz einfach und unkompliziert wirkte er so, im scheinbar vorpolitischen Raum des nachbarschaftlich Alltäglichen, den Spaltungen wie Konfrontationen entgegen und ließ uns erleben, wie befruchtend, irritierend und doch unersetzlich, notwendig und wichtig für jegliche Form lebendiger Heimat und Gemeinschaft die befremdliche Spannung zum Anderen ist.

Andererseits erwies sich, dass die gastfreundliche Einladung des Nachbarn, als des – bei aller Nähe – letztlich doch auch uneinholbar fremden Anderen, dass diese großzügige Geste an den Gast, an der eigenen Tafel Platz zu nehmen, mehr als bloße, leere Geste ist: Sie speist sich aus dem Wissen um das unbegreiflich einzigartige und nie gänzlich angemessen zu erwidernde Geschenk des Lebens, das sie be- und verantwortet. Im Kern lädt sie ein zum gemeinsamen fröhlichen Genuss der durch uns Menschen niemals eigenmächtig herstellbaren Vorgaben, aus denen heraus wir alle – bei allem Fleiß ehrlich gestaltender Arbeit – letztlich unverdient leben. Das dankbar antwortende Bewusstsein um dieses unser Beschenktsein, es befreit uns und macht uns fähig zur Teilhabe an diesem generös verschwenderischen, spielerischen Reigen des Lebens: Es erlaubt uns, uns am Unvorstellbaren zu versuchen, am unmöglich Einfachen, aus dem die Kinder noch unschuldig unwissend heraus leben und zu dem die Alten zurückkehren: Mensch unter Menschen zu sein und als so unverdient großzügig Beschenkte, unsere Talente und Begabungen nicht zurück-, sondern in fröhlicher Dankbarkeit an den und die anderen weiterzugeben.
Nur im Teilen mit dem Fremden, nur in der riskanten Geste solch zuvorkommenden, höflichen Respekts gegenüber dem Anderen, dem Fremden als Menschen, wird das grundlegende Gewebe unseres Miteinanders initiativ und prinzipiell geknüpft.

– Weitere Einladungen dazu sind übrigens bereits ausgesprochen: Im Kalender können Sie sich daher gerne schon einmal die zwei geplanten Nachbarschaftsbrunchs jeweils am Sonntag, dem 18. August sowie 29. September 2024, vormerken wie auch den musikalischen Wochenausklang vorm Trafohaus am kommenden Freitag, 17.5.2024, 15-17 Uhr.

© René Kaufmann, 2024

zurückliegende Termine

21. Oktober 2023

(... in Arbeit)

© René Kaufmann, 2023

17. Juli 2022

(... in Arbeit)

© René Kaufmann, 2022

 

 

heimSuchungen

Dialog und Transformation in der deutschen Einheit

Oschatzer Dialog | Workshop | Kunst im Dialog

09.–11.10. 2020, Soziokulturelles Zentrum E-Werk Oschatz

„Sachsen im Dialog“ verfolgt das Ziel, einen wertschätzenden Gedanken- und Meinungsaustausch und eine differenzierte Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Streitthemen in Sachsen anzuregen.
Pluraler, wertschätzender gesellschaftlicher Dialog wird u.a. von populistischen Akteuren heimgesucht. Eine Veranstaltungsreihe im Soziokulturellen Zentrum E-Werk Oschatz widmet sich mit Blick auf die Transformationserfahrungen seit der friedlichen Revolution und der deutschen Wiedervereinigung dem spannungsvollen Verhältnis von Heimat und Fremde (im Dialog und im Umbruch) sowie Ressentiment und Populismus.
Die Betrachtung gegenwärtiger Entwicklungen in der politischen Landschaft macht deutlich, dass sich viele Protestphänomene aus tieferliegenden Irritationen speisen: Ohnmächtig erduldete und weiter wirkende Heimsuchungen stellen die Basis eines Ressentiments und seiner populistischen Instrumentalisierung dar. Wer die Spaltungstendenzen in der Gegenwart verstehen will, muss sich daher mit dem Ressentiment als einer Basis für den Populismus befassen.

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 Wenn euch etwas heimsucht, dann in der Regel nichts Gutes, oder? Bei „heimSuchungen“ von Sachsen im Dialog griffen wir – 30 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung – Aspekte bisher unzureichender Aufarbeitungen der Ereignisse der Wendezeit und der deutschen Einheit auf, um Lösungen für darin gründende heutige gesellschaftliche Konflikte zu finden. Um gegenwärtige Spaltungstendenzen in unserer Gesellschaft zu verstehen, befassten wir uns mit historisch gewachsenen Ressentiments als einer Basis für den Populismus.
Aktuelle populistische Affinitäten in Ostdeutschland lassen sich zum Teil auf bestimmte Erfahrungen zurückführen, welche Menschen im Zuge der friedlichen Revolution und der deutschen Wiedervereinigung machen mussten. Denn in einem bedeutsamen Maße wurden dabei nicht nur befreiende Aufbrüche, sondern auch Heimsuchungen erlebt und als Abbrüche, Kränkungen und Verluste ohnmächtig erduldet. Solche Schattenseiten der friedlichen Revolution schufen Ressentiments, die bis heute nachwirken und Entwicklungen in der politischen Landschaft beeinflussen, indem sie z.B. ganz wesentlich Proteste und Spaltungstendenzen speisen.
Viele Beteiligte erlebten die gesellschaftlichen Umbrüche und Transformationen der Wendezeit insofern auch als Infragestellungen ihrer Identität und als Verlust ihrer Heimat. Sie wurden so zu Heimat-Suchenden: Wie kann aber der, der selbst keine Heimat (mehr) hat und verzweifelt nach einer solchen sucht, wie kann ein so heimgesuchter Suchender ein guter Gastgeber für dem fremden Heimatsuchenden sein? Oder erfährt er die Konfrontation mit diesen gar als weitere Heimsuchung? Andererseits: Wann erfahren wir gewöhnlich Heimat? Sie umgibt und gibt sich uns ja in der Regel ganz selbstverständlich und unbemerkt. So werden wir ihrer eigentlich auch erst bewusst, wenn sie sich entzieht und uns entgleitet. Wird also eventuell nur im Widerfahrnis einer solchen Heimsuchung dem HeimGesuchten Heimat zum Präsent?
„heimSuchungen – Dialog und Transformation in der deutschen Einheit“, so der komplette Titel, wollte bewusst diesen Fragen nachgehen, sie aus verschiedenen Perspektiven beleuchten und neue Impulse setzen.
Den Auftakt machte der Oschatzer Dialog am 9. Oktober 2020 im Soziokulturellen Zentrum E-Werk Oschatz: In der heimeligen Wohnzimmeratmosphäre des großen Saals im E-Werk wurden in mehreren Fishbowl-Gesprächen Transformationserfahrungen seit 1989/90 thematisiert – mit einem lokalen Fokus auf Oschatz und Sachsen, zu Ressentiment und Populismus sowie zu künstlerischen Interventionen. Die Gäste des Fishbowls führten sehr interessante und unterhaltsame Gespräche: Diese wurden teils leidenschaftlich, teils reflektiert, vor allem aber überaus geschickt vom Moderator Ricardo Glaser geführt und schlugen den Bogen von individuellen Erfahrungen mit der Wende- und Nachwendezeit bis hin zu grundsätzlichen Überlegungen zum Zusammenhang von Heimat und Fremde, Heimsuchungen und Heimfindungen, Verletzungen, Ressentiments und einer Empfänglichkeit für populistische Lösungen.
Talkgäste waren der Oschatzer Bildhauer Joachim Zehme und der Torgauer Politiker Michael Bagusat-Sehrt (Die Linke), die für einen positiven, lösungsorientierten Umgang mit gesellschaftlichen Herausforderungen und Umbrüchen plädierten.
Die beiden Referenten des Workshops, der Erfurter Autor Dr. Robert Müller und der Journalist, Autor und Faktenchecker Jan Ludwig, berichteten von den Erfahrungen ihrer Eltern und Bekannten. Zugleich brachten ihre grundsätzlichen Ausführungen zum Zusammenhang von historischen Traumata, Ressentiments und Populismus eine besonnene Distanz zu den persönlichen Betroffenheiten.
In einer Schlussrunde stellte die in Nimtitz/Kabschütztal wohnende Künstlerin Bianca Seidel ihr Projekt einer künstlerischen Intervention unter dem Titel „O-Schatz, wo kommst du her?“ vor, welche sie am Sonntag vor Ort vollendete. Matthias Schumann, vor allem unseren zum Teil auch anwesenden Bürgerjournalistinnen bestens bekannt, informierte über das bürgerjournalistische Angebot der Veranstaltungen in Oschatz und lud zur Mitwirkung ein.
Zum Fishbowl fanden sich 35 Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein – mehr waren aufgrund der Covid-19-Hygienebestimmungen nicht möglich. Uns erfreute vor allem das sehr breite Altersspektrum – von einem fast 80-jährigen Besucher bis hin zu Schülerinnen und Mitgliedern einer Theatergruppe, die ebenfalls ihre Perspektiven einbrachten. Die Leiterin dieser Gruppe meinte nach dem ereignisreichen Wochenende in der mittelsächsischen Stadt, dass dies für die Jugendlichen sehr inspirierende Tage waren, die auch viele Impulse für die gemeinsame Arbeit liefern konnten.
Tags darauf bot der von René Kaufmann moderierte Workshop „heimSuchungen“ im E-Werk den rund 10 Teilnehmenden Vorträge, gemeinsame Lektüren und intensiven Gedankenaustausch zu Heimat(verlusten) in der Wendezeit und deren Bedeutung für die Entstehung von Ressentiments und Populismus.
Das Workshop-Programm führte dabei von der Frage über das Verständnis von Heimat zur Betrachtung eigener Erfahrungen im Zuge der deutschen Wiedervereinigung bis hin zur gemeinsamen Suche nach Prinzipien und Strategien für eine Überwindung von Ressentiments und darin gründendem Populismus.
Die Referenten vermittelten dabei ein differenziertes Verständnis der Grundlagen und Gefährdungen des gesellschaftlichen Dialogs und stellten populistische Phänomene näher vor: Dr. Robert Müllers Ausführungen zum Wesen und zu Mechanismen des Ressentiments, zu seinen Ursachen und möglichen Bewältigungsformen ergänzten auf behutsame wie analytisch-distanzierte Weise den Blick auf das teils erschütternde historische Geschehen. Jan Ludwig machte zum Schluss deutlich, inwiefern populistische Akteure versuchen, sich Ressentiments zunutze zu machen: Sein Blick in die Asservatenkammer des Populismus führte an verschiedenen Beispielen die Charakteristika populistischer Kommunikation vor Augen und stellte klar, warum es letztlich niemals einen „guten Populismus“ geben kann.
Die Teilnehmenden nutzten beide Veranstaltungen dazu, aktiv in den gemeinsamen Dialog einzutreten, diesen zu betrachten und kritisch zu reflektieren sowie sich, aufbauend auf den Workshopinhalten, über Ideen für eigene (Nach-) Wendegeschichten auszutauschen. Beide Tage waren so durch spannenden Themen, aufschlussreiche Unterhaltungen und v.a. durch einen packenden und befruchtenden, wertschätzenden Gedanken- und Meinungsaustausch bestimmt. Die kritischen Auseinandersetzungen gaben den Beteiligten das Rüstzeug für eine souveräne Teilnahme an aktuellen demokratischen Diskursen an die Hand. Zudem waren sie zur bürgerjournalistischen Auseinandersetzung mit den Themen und Ereignissen des Programms eingeladen.
Wir danken dem Projekt Café Hoffnung der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen: Dieses war an einem Tag mit seinem mobilen Kaffeestand vor Ort, um die Künstlerin Bianca Seidel zu begleiten. Dabei lud es die Oschatzer auf eine Kaffeespezialität und zum Dialog rund um das Thema Religion in Anbetracht von kultureller und religiöser Pluralität aber auch der fortschreitenden Säkularisierung und zum Gespräch über spannende Fragen wie den nachfolgenden ein: Welche Herausforderungen ergeben sich durch zunehmende religiöse Pluralität in der Gesellschaft? Wie kann man menschen- und demokratiefeindlichen Einstellungen und der Angst vor dem Fremden in der globalisierten Welt begegnen?
Ein großes Dankeschön geht ebenfalls an unsere Partnerinnen und Partner vom E-Werk und O-Schatz-Park, an Bianca Seidel, Ricardo Glaser, Robert Müller, Jan Ludwig sowie an alle Gäste.
„heimSuchungen“ war sicherlich kein leicht-beschwingter Veranstaltungskomplex, sehr wohl aber ein intensiver, bereichernder, nachhaltiger Austausch, der uns auch jetzt noch sehr bewegt.
Dass über die Themen so offen, so leidenschaftlich und so reflektiert gesprochen werden konnte, leistete einen notwendigen Beitrag zur Aufarbeitung des vergangenen und bis heute fortwirkenden Wendegeschehens und zur Entgiftung des angespannten, polarisierten, innerdeutschen Gesprächsklimas in der Gegenwart. Es half und hilft dabei, den zivilen Dialog erneut zu etablieren, zu reaktivieren und gegenüber ihn gefährdenden gesellschaftlichen Faktoren und Prozessen zu stärken.
René Kaufmann, Sven Wernicke

 

 

Politische Gefühle (1)
Ressentiment

Wir werden die Lektüre und den Austausch zu einem neuen Themenbereich, dem der „politischen Gefühle“, beginnen: Indem wir uns dabei dem Ressentiment zuwenden, gehen wir die angekündigte Erweiterung zu Themenfelder der Philosophischen Anthropologie und Phänomenologie an. Als zukünftige Themen sind angedacht: Höflichkeit, Scham(losigkeit), Dankbarkeit, Schmerz …

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Wir werden die Lektüre und den Austausch zu einem neuen Themenbereich, dem der „politischen Gefühle“, beginnen: Indem wir uns dabei dem Ressentiment zuwenden, gehen wir die angekündigte Erweiterung zu Themenfelder der Philosophischen Anthropologie und Phänomenologie an. Als zukünftige Themen sind angedacht: Höflichkeit, Scham(losigkeit), Dankbarkeit, Schmerz …

Konkret wollen wir die Treffen nutzen, um kurze Auszüge aus klassische Positionierungen der Begriffs- und Problemgeschichte des Ressentiments (wie Friedrich Nietzsche und Max Scheler) gemeinsam zu lesen und anhand ihrer Impulse dem Phänomen nach-zu-denken.
Dabei werden wir die Bezüge zu religionsphilosophischen Themen- und Fragestellungen (wie der Mystik) ebenfalls im Blick behalten. Die gefühlstheoretische Annäherung an Ressentiments stellt also auch eine Ergänzung der in den letzten Treffen thematisierten mystischen Beschäftigung mit den Ansprüchen des Ich dar: Ressentiments bilden gleichsam eine Unterklasse von stark ichbezogenen Einstellungen und Gefühlen, die in mystischen Praktiken überwunden oder gemildert werden sollen.
Und natürlich werden wir mit aller gebotenen Vorsicht wie Leidenschaft auch den Spuren des Phänomens in der Gegenwart folgen.
Die Veranstaltung ist offen: Sehr gerne könnt Ihr also auch weitere Interessenten einladen und mitbringen.
V.a. in Hinblick auf die Bereitstellung von ausreichend Sitzmöglichkeiten wären wir aber für Rückmeldungen vorab bzgl. eurer Teilnahme sehr dankbar.
Im Anhang und nachfolgend als Ausklang findet Ihr schon einmal ein paar „anstößige“ Gedanken:
Das Ressentiment eignet demjenigen, dem die eigene Identität sowie der Wert derselben zutiefst fragwürdig geworden ist und der aufgrund fortwährend scheiternder Selbstbehauptung an einem zutiefst beschädigten Selbstverhältnis leidet.
Es äußert sich im verzweifelten wie fehlgeleiteten Versuch, Ohnmacht in Macht und Selbstzweifel in Selbstgewissheit zu verkehren – auf Kosten des ‚Anderen‘, der aufgrund der eigenen Schwäche gar nicht mehr anders denn als Bedrohung wahrgenommen werden kann.
Die Feindbildkonstruktion ist daher die zentrale Funktion des Ressentiments, die Freund/Feind-Logik das zentrale Prinzip einer vom Ressentiment versehrten Gesellschaft.
Das Ressentiment ist eine Denk- und Gefühlsstruktur, die prädestiniert dafür scheint, von Populisten als Machttechnik instrumentalisiert zu werden. Darum ist die Auseinandersetzung mit diesem Phänomen und den ressentimentalen Grundlagen des Populismus – gerade in Anbetracht der teils dramatischen Erfolge des politischen Populismus – für die in die Defensive geratende Demokratie so eminent wichtig.

 

 

Das Tier – Sinnbild des Göttlichen"
(Skulpturensommer 2019)

23.-24. August 2019, Bastionen der Festung Sonnenstein Pirna
Symposium: Was veranlasst Menschen, Tierfiguren zu gestalten?

Schrecklich schön und erhaben ist es, das Tier, in seiner scheinbar ungebrochenen Präsenz und Gegenwärtigkeit, in seiner Unmittelbarkeit und Immanenz zur Umwelt...
Heilig, göttlich, diese wilde Unschuld der Tiere. Verschwenderisch, nutzlos, unschuldig und frei auch die Kunst, die sich schöpferisch mit diesem Sinnbild des Göttlichen und seiner Rückkehr auseinandersetzt…

René Kaufmann: Gedanken zur Begrüßung und Einführung

Das Tier, …
ein Sinnbild des Göttlichen,
von dem wir uns unterscheiden, gewiss,
doch nicht ohne einen mit Schauder und Sehnsucht durchsetzten Zweifel,
eine verlockende Finsternis,
die Tiefe ist,
ein Abgrund, den ich zugleich als den meinen erkenne,
ein schwarzer Stern, eine Nacht, die mich versucht, versenkt und blendet.

 

Auf dem Sonnenstein in Pirna geht der diesjährige Skulpturensommer auf Spurensuche und Fährtenlese – vermittels künstlerischer Auseinandersetzungen mit dem „Göttlichen Tier“, im Horizont einer Gegenwart, die sich nach Säkularisation und kämpferischen bis leidenschaftslosen Atheismus durch den Rückgang und die Verdrängung klassischer, traditioneller Religionspraktiken und Glaubensüberzeugungen (die ja auch immer performativ praktizierend realisiert, vergegenwärtigt und tradiert werden) auszeichnet.
Dieser Rückzug hinterlässt eine Leere, die inzwischen auch als Mangel empfunden und mit alternativen Praktiken und Überzeugungen gefüllt wird.

Könnte – vor diesem Hintergrund – der künstlerische Rückgriff auf das Sujet des Animalischen als Sinnbild des Göttlichen diese Rückkehr spiegeln, eine Rückkehr des Heiligen in der Natur, ein Wiedereintreten vormonotheistischer, naturreligiöser Verehrung des Animalischen: des Tiers als Träger und Erscheinungsort des Heiligen, des Göttlichen oder eines Gottes?
In religiösen Praktiken der Verehrung des Tieres wurde und wird die Erinnerung, Vergegenwärtigung eines numinosen Einbruchs kultiviert, d.h. realisiert und tradiert. Inwiefern partizipieren die künstlerische Arbeit und Rezeption an dieser kultischen Praxis?

Die animalische Präsenz, speist sie sich vom Heiligen? Ist sie begabt oder begabt sie? Ermöglicht sie Erfahrungen mit dem Numinosen?
Ist seine Gegenwart das faszinierend-schreckliche Geschenk einer in die profane Sphäre unserer alltäglichen Realitäten einbrechenden stärkeren, breiteren, tieferen Wirklichkeit?
Begegnet uns im „Tier“ also etwas, was über das Profane hinausgeht?
Gelangt mit ihm etwas zur Erscheinung, womit das Tier an einer Wirklichkeit teilhat, welche über die innerweltlichen, alltäglichen Grenzen hinausgreift?
Symbolisieren dies die „Tiere“? Sind sie Sinnbild(er) des Göttlichen, weil sich in der Begegnung mit ihnen (wieder) Theo- und Hierophanien ereignen?

Schrecklich schön und erhaben ist es, das Tier, in seiner scheinbar ungebrochenen Präsenz und Gegenwärtigkeit, in seiner Unmittelbarkeit und Immanenz zur Umwelt.
Ungemein faszinierend erscheint es uns Menschen, die wir uns selbst durch Leib-Körper-Differenzen, durch unsere Individualität und Rationalität, durch bewusstseinsgegebene Transzendenz und Selbstreflexivität doch stets in einer spannungsvollen exzentrischen Positionalität, Distanz und pluralen, unabgeschlossenen wie uneinheitlichen Identität erfahren, welche wir immer nur temporär, rauschhaft und unter pathologischen Gefährdungen verlassen können.

Wir unterscheiden uns vom Tier, gewiss, doch nicht ohne einen „mit Schauder und Sehnsucht durchsetzten Zweifel“ (George Bataille). Bei Anaximander von Milet, einem vorsokratischen griechischen Philosophen (ca. 610-545 v.Chr.) findet man dazu einen frühen Hinweis: den Gedanken hinsichtlich einer Abstammung des Menschen vom Tier. Dies wird bei Anaximander hauptsächlich von der Beobachtung getragen, dass der Mensch (anders als die meisten Tiere) während langer Zeit noch der mütterlichen Pflege bedarf. In einer Art allegorischen Genese wird daher der Mensch in seiner Herkunft auf das Animalische zurückgeführt. Anaximander vermutet zum Beispiel, „die Menschen hätten sich ursprünglich im Inneren von Fischen entwickelt und seien dort ernährt worden, genau wie Haifische, und erst nachdem sie herangereift waren, sich selbst zu helfen, seien sie (aus den Fischleibern) herausgekommen und hätten sich aufs Land begeben.“
Neben der Wahrnehmung des anthropologischen Aspektes einer „Mangelhaftigkeit“ in der natürlichen Ausstattung des Menschen (im Vergleich zum Tier), die – um dies zu kompensieren – eine längere Zeit der mütterlichen Pflege, des Lernens etc. bedarf, ist zugleich die Referenz auf das Animalische bedenkenswert, welche dieses frühe Zeugnis einer (Selbst-)Besinnung des Menschen bestimmt: Mangel und Vollkommenheit des Menschlichen, des Menschen als Menschen, scheinen insofern einer Referenz zum Animalischen bedürfen. Anaximander scheint damit also auch nahezulegen, dass der Mensch sich selbst zu einem gewissen Teil nur über solch eine Bezugnahme zum Tier verstehen kann. (Auch, dass er für sein Beispiel dabei auf den räuberischen Haifisch zurückgreift, ist sicherlich des Nachdenkens wert.)

Nochmals daher: Wir unterscheiden uns vom Tier, gewiss, doch nicht ohne einen „mit Schauder und Sehnsucht durchsetzten Zweifel“ (George Bataille). Die Animalität, dieses animalische Leben, dem wir einerseits entstammen und notwendig, konstitutiv verbunden bleiben (müssen), es ist uns andererseits fremd und verschlossen.
Es bleibt scheinbar sinnlos, weil ohne Zugang, ohne Antwort und Widerhall für unser Denken: eine animalische Finsternis, die aber nicht vollständig verschlossen und undurchdringlich ist, sondern vielmehr auch mit einer gewissen Vertrautheit, Bekanntheit und Zugehörigkeit einhergeht. Eine Intimität, welche uns anzieht und lockt, weil sie sich zugleich permanent entzieht. Eine verlockende Finsternis, die Tiefe ist, ein Abgrund, den ich zugleich als den meinen erkenne: Das göttliche Tier, mein schwarzer Stern, eine Nacht, die mich versucht, versenkt und blendet.

Wild, ungezähmt und unbezähmbar, brutal kann das Tier erscheinen und dabei ebenso ungeschützte Nähe zum nicht Aufhebbaren, nicht Vermittelbaren, zu Tod und Fortpflanzung präsentieren.
„Nackt“ und dennoch (scheinbar) ohne Scham, rein und unschuldig zeigt sich uns das Tier, ruft so Erinnerungen und Sehnsüchte wach, lässt uns auf Spurensuche ins Paradiesische gehen.
Welchen Spuren folgen wir dabei? – unseren eigenen, also der Fährte unserer ungestillten Wünsche, oder einer davon unabhängigen, unbedingten heiligen Präsenz?

Heilig, göttlich, diese wilde Unschuld der Tiere. Verschwenderisch, nutzlos, unschuldig und frei auch die Kunst, die sich schöpferisch mit diesem Sinnbild des Göttlichen und seiner Rückkehr auseinandersetzt…

Begeben Sie sich mit uns auf eine faszinierende künstlerische Fährtenlese auf dem Pirnaer Sonnenstein.
Sie sind herzlich eingeladen, im Rahmen des bevorstehenden Symposiums (23.-24.8.2019) zur Ausstellung, den Führungen der Kuratorin (Frau Stöbe) durch das zoologisch-sakrale Panoptikum zu folgen oder den religionsphilosophischen, kunstgeschichtlichen und künstlerischen Vorträgen von Frau Prof. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, Dr. Annette Seeler und Prof. Helmut Henze zu lauschen.
Die ausgestellten Plastiken und Skulpturen bieten für Groß und Klein beGeisternde Animierungen und gestatten zudem im menschlich-allzutierischen Streichelzoo auch haptische Vergnügen beim Begreifen und Ertasten der tierischen Sinnbilder des Göttlichen.

René Kaufmann
Dresden, 23.8.2019

 

 

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Einerseits dürfte der eminent individualistische Charakter mystischer Erlebnisse und Zeugnisse (was Mystiker auch immer in eine spannungsvolle, ja gefährliche Beziehung zum institutionalisierten Glauben und zu ihrer Glaubensgemeinschaft brachte) recht gut in unsere vom Individualismus geprägte Zeit passen.
Andererseits bleibt frag-würdig(!), inwiefern Zeugnisse mystischer Erlebnisse aus Vergangenheit und Gegenwart auch in zeitgenössischen säkularen, (post-)modernen Diskurshorizonten platzierbar und hier ggf. auch als relevante Beiträge oder widerspenstige An-Stöße über- und vermittelbar wären.
Anhand kleiner ausgewählter Textpassagen wollen wir dazu, d.h. konkret über feurige wie erhellende Abstiege ins Nächtliche, Versenkungen und das Eintauchen ins Trockene, Leere und Stille, über ertragreiche Verluste und Verwundungen, kenntnisreiches Nichterkennen, über "Wüste", Schönheit und Unglück, Schweigen, Geduld, Askese und Erotik sowie den Tanz der Derwische u.v.a. miteinander ins nachdenkliche Gespräch kommen.

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