Albrecht Voigt
Wirkliche Göttlichkeit oder göttliche Wirklichkeit?
Die Herausforderungen der Gegensatzproblematik in Romano Guardinis latentem Gespräch mit Friedrich Nietzsche
Ausstattung
Einband: Paperback; Seiten/Umfang: 384 S.
ISBN
978-3-943897-28-9
Preis
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Das mit Hammer und Dynamit philosophierende Sprachgenie Friedrich Nietzsche stellt für den Religionsphilosophen Romano Guardini nicht nur eine Faszination dar. Vielmehr analysiert er in den enormen Suchbewegungen des Denkens Nietzsches die strukturellen Herausforderungen.
So sehr für Nietzsche die ‚wirkliche Göttlichkeit‘ verblasste, so dass er den Tod Gottes diagnostizierte, so sehr sieht und steigert er den Übermenschen zu ‚göttlicher Wirklichkeit‘ mit göttlichem Anspruch. Dennoch bleibt die ‚wirkliche Göttlichkeit‘ in der Abtötung höchst virulent. Das von ihm in radikaler Negation vollzogene Drängen nach Höherem und sein Zerbrechen hieran ortet Guardini mit der Philosophie des Gegensatzes. In vielen Kontexten führt er den Leser in seinem latenten Gespräch mit Nietzsche zur Einsicht, dass es neben der kontradiktorischen Radikalität Nietzsches ebenso ein konträres, spannungshaltendes Denken und damit eine Vermittlung gibt.
Dieser Ansatz könnte auf Basis grundlegender Analysen zur Gegensatzproblematik innerhalb der Nietzscheforschung zu einem vertieften Verständnis im philosophisch-theologischen Gespräch mit Nietzsche führen.
Inhalt
1 Hinführungen
1.1 Die Herausforderungen durch Nietzsche
1.2 Die Annahme der Herausforderungen bei Guardini
1.3 Zwischen Religion und Offenbarung. Die bleibenden Herausforderungen
1.4 Bemerkungen zu Stil und Sprachform
1.5 Zum Verhältnis von Philosophie und Theologie
1.6 Materiale Entfaltungen zu Nietzsche
1.6.1 Sondierungen der philosophischen und theologischen Rezeption Nietzsches
1.6.2 Hinführungen zu Nietzsches ‚Zarathustra‘
1.6.3 Zwischenresümee
1.6.4 Exkurs: Der verbotene Philosoph. Die Rezeption Nietzsches innerhalb der katholischen Theologie
1.7 Materiale Entfaltungen zu Guardini
1.7.1 Guardini in der Herausforderung des Modernistenstreites und dessen intellektuelle Bewältigung
1.8 Exkurs: Die Suche nach dem Verhältnis von menschlicher Freiheitsbestimmung und Offenbarung. Die Herausforderungen des Gegensatzes innerhalb der heutigen Theologie
1.9 Zwischenresümee
2 Durchführungen
2.1 Nietzsches Philosophie der Gegensätze und die Gegensätze seiner Philosophie. Die Faszination der Steigerung
2.2 Der Gegensatz im Nihilismus als Wille zum Nichts
2.3 Nihilismus und Christentum
2.4 Wille zur Wahrheit und Wille zur Macht
2.5 Die Dynamisierung im Übermenschen
2.6 Bejahung des Widerspruchs? Der Übermensch und die ewige Wiederkehr des Gleichen
2.7 Die religiösen Dimensionen der Bejahung
2.8 Die Unvereinbarkeit. Der Schrecken der Wiederkunftslehre
2.9 Zwischenresümee
2.10 Vertiefungen. Der Gegensatz des Dionysischen und Apollinischen
2.10.1 Der Blick Nietzsches auf Dionysos und Apoll
2.10.2 Schlaglichter auf die Interpretationen
2.10.3 Exkurs: Dionysos und Übermensch. Das Fest des Denkens bei Nietzsche und Heidegger
2.10.4 Formen des Rausches und ihre Verortung
2.10.5 Der Rausch und der Wille zur Macht
2.10.6 Zwischenresümee
3 Die Gegensatzlehre Guardinis
3.1 Einleitung
3.2 Konträr oder kontradiktorisch? Die Bedeutung der Polarität in der Gegensatzlehre
3.3 Die Differenz zwischen konträr und kontradiktorisch. Der neuralgische Punkt im Gegensatzdenken bei Nietzsche und Guardini
3.4 Die Tatsache des Gegensatzes im Allgemeinen
3.5 Guardinis System der Gegensätze
3.5.1 Intraempirische Gegensätze. Form – Formloses/Fülle
3.5.2 Intraempirische Gegensätze. Integration – Differenzierung
3.6 Die Offenheit des Systems der Gegensätze
3.7 Der Träger des Gegensatzes. Das Leben
3.8 Das Erkenntnisproblem des Konkreten
3.9 Bedeutung des Gegensatzdenkens für die wissenschaftliche Erkenntnis
3.9.1 Die gegenständliche Bedeutung
3.9.2 Mitte und Maß
3.10 Vertiefungen. Thule, das nordische Denken
3.10.1 Nietzsches Wirkungen
3.10.2 Guardinis Wahrnehmung des Nordischen. ‚Thule oder Hellas? Klassische oder deutsche Bildung?‘
3.10.3 Guardinis Blick in den Abgrund
3.11 Zwischenresümee
4 Die Mystik bei Nietzsche und Guardini
4.1 „Ich habe nie eine Wahl gehabt!“ Nietzsche ein Mystiker?
4.2 Guardinis Prägungen durch die Mystik, Prägungen durch Nietzsche?
4.3 Das Zerbrechen an den Gegensätzen: Nietzsche
4.4 Das Halten der Gegensätze: Guardini
4.5 Zwischenresümee
5 Im Hintergrund Nietzsche? Guardinis Interpretation der Gegensatzstrukturen in ‚Welt und Person‘
5.1 Einleitung
5.2 Der Mensch. Natur oder Schöpfung?
5.2.1 Natur, Subjekt und Kultur
5.2.2 Das Geschaffensein der Welt? Der ‚religiöse Kurzschluss‘ der Neuzeit
5.2.3 Gott als ‚der Andere‘. Vollkommene Autonomie oder Heteronomie des Menschen?
5.3 Die Pole des Daseinsraumes: Oben und Innen
5.4 Welt, Weltverschließung und Weltoffenheit
5.4.1 Die Welt als ‚das Ganze‘. Die Herausforderung des Nihilismus
5.4.2 Die Selbstverschließung der Welt
5.5 Mitte zwischen Natur und Geist? Die Person
5.5.1 Abgrenzung von Person zu verwandten Begriffen
5.5.2 Individualität
5.5.3 Persönlichkeit
5.5.4 Person im eigentlichen Sinn
5.5.5 Der personale Bezug. Auf hin, auf mich
5.5.6 Die christliche Personalität und die Liebe. Auf-hin: Du/Gott
5.5.6.1 Die Gnade. Hin-zu (mir)
5.5.6.2 Was heißt Relation? Das Wesen der christlichen Liebe
5.5.6.3 Amor fati. Der Begriff der Vorsehung
5.5.6.4 Vorsehung und Umwelt
5.6 Zwischenresümee
6 Auf-Bruch zur Mitte zwischen Natur und Geist. Annäherungen an Nietzsches Leibverständnis und Guardinis Interpretation
6.1 ‚Der Leib – die große Vernunft‘ in Nietzsches Zarathustra
6.2 Zwischenresümee
6.3 Guardinis Analyse des Leibbegriffes in Nietzsches Zarathustra
6.4 Zwischenresümee
6.5 Vertiefender Exkurs: Die Primordialität des Leibes und dessen Überstieg in Guardinis ‚Die Annahme seiner selbst‘
7 „Mittewahrende Schwebe“. Annäherungen an den Begriff der Mitte
7.1 Mitte zwischen Zweck und Zweckfreiheit. Teleologische Herausforderungen
7.2 Guardinis Entfaltung der Zweckfreiheit. Die Absichtslosigkeit
7.3 Zwischenresümee
7.4 Nietzsches große Hoffnungs-Metaphern und Guardinis Deutung
7.4.1 Das Kind
7.4.2 Das Kind zwischen Zweck und Zweckfreiheit. Zarathustras Verwandlungen des Geistes
7.4.3 Nietzsches Wandlungen und die liturgische Anverwandlung Guardinis in der Deutung des Kindes
7.4.4 Zwecklos – zweckfrei? Guardinis Blick auf den biblischen Offenbarungshorizont
7.4.5 Das Kind – die Sehnsucht nach dem Anfang
7.4.6 Zwischenresümee
7.5 Spiel und Tanz bei Nietzsche
7.5.1 Die Metapher des Tanzes im Zarathustra
7.5.2 Spiel und Tanz bei Guardini
7.5.3 Zwischenresümee
7.6 Zwischen Sprechen und Schweigen. Mitte in der Sigetik?
7.6.1 Sigetik bei Nietzsche
7.6.2 Vertiefender Exkurs: Jacques Derridas ‚mittige Sigetik‘
7.7 Vertiefender Exkurs: Der Begriff des Herzens bei Guardini
7.8 Zwischenresümee: Das Spiel aus dem Umsonst
7.9 Zwischen Religion und Offenbarung. Weltanschauung als lebendig-spannungsvolle Mitte
7.9.1 Zur Genese und Herausforderung des Begriffes der Weltanschauung
7.9.2 Guardinis schwieriger Weg zum ‚Zwischen‘ der (Lehrstuhl-)Berufung
7.9.3 Lebendige Mitte. Guardinis ‚Innovation‘ des Weltanschauungsbegriffes
7.9.4 Kirche als Anwalt einer lebendigen ‚Mitte‘
7.9.5 Zwischenresümee
8 Zusammenfassung
8.1 Die gegensätzliche Struktur der Erkenntnis
8.2 Das Gegensatzdenken. Grundlegende Missverständnisse und Vereinseitigungen
8.3 ‚Mala geloiōs‘ – Nachklang ‚in höchst komischem Ton‘. Zwischen Ironie und Spott
Literaturverzeichnis
Siglenverzeichnis – Friedrich Nietzsche
Primärliteratur – Romano Guardini
Sekundärliteratur
Danksagung
Zum Autor
Albrecht Voigt
Albrecht Voigt begeistert sich für Grenzgänger zwischen den Disziplinen. Nach dem Studium der Musik, der Musikwissenschaften und der Philosophie war es die Religionsphilosophie, welche ihm das Potential des ‚Zwischen‘ allen Disziplinen aufschloss. Die philosophisch-theologischen Grenzg(es)änge des apollinisch-dionysischen Zarathustras bei Friedrich Nietzsche und des ‚geheimen Erdbebens‘ im Denken bei Romano Guardini faszinierten und motivierten ihn zum vorgestellten Text.
Text & Dialog
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